PD Dr. Frank Schleicher

Mitarbeiter im DFG-Forschungsprojekt "Vasallenherrschaft im Sāsānidischen Commonwealth"

Kontakt

Frank Schleicher
Frank Schleicher
Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Telefon: +49 3641 9-44814

Fax: +49 3641 9-44802 (über Sekretariat)

Zimmer: 3.02

E-Mail: frank.schleicher@uni-jena.de

Sprechstunde: Nach Vereinbarung per E-Mail.

Informationen zur Abgabe von Hausarbeiten

  • Vita

    17. April 1978

    geboren in Weida

    Juni 1996

    Abitur am Georg-Samuel-Dörffel Gymnasium Weida

    2001-2006

    Studium der Alten Geschichte, Mittelalterlichen Geschichte sowie der Informatik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Dezember 2006

    Abschluss als M.A. (Magister Artium)

    2007-2012

    Promotionsstudium an der Philosophischen Fakultät der FSU Jena (Stipendium der Hans Böckler Stiftung)

    2012-2013

    wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Alte Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

    2015-2018

    wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Forschungsprojekt "Iberien in der Spätantike" an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

    2018-2022

    wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Forschungsprojekt "Imperia sine fine" an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

    März 2020

    Abschluss des Habilitationsverfahrens mit Erteilung der venia legendi an der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena: „Iberien in der Spätantike – ein Kleinstaat im Spannungsfeld zweier Imperien”

    WiSe 2020/21

    Vertretung des Lehrstuhlinhabers für Alte Geschichte an der Universität Bremen

    2022-2025

    wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Forschungsprojekt "Vasallenherrschaft im Sāsānidischen Commonwealth" an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

  • Publikationen

    Monographien

    • Cosmographia Christiana. Kosmologie und Geographie im frühen Christentum, Paderborn 2014.
    • Iberia Caucasica. Ein Kleinkönigreich im Spannungsfeld großer Imperien, Stuttgart 2021.

    Herausgeberschaften

    • Kritzinger, Peter / Stickler, Timo / Schleicher, Frank (Hrsg.), Studien zum römischen Zollwesen, Duisburg 2015.
    • Schleicher, Frank / Stickler, Timo / Hartmann, Udo (Hrsg.), Iberien zwischen Rom und Iran. Beiträge zur Geschichte und Kultur Transkaukasiens in der Antike, Stuttgart 2019.
    • Hartmann, Udo / Schleicher, Frank / Stickler, Timo (Hrsg.), Imperia sine fine? Der römisch-parthische Grenzraum als Konflikt- und Kontaktzone, Stuttgart 2022.

    Aufsätze

    • Der römische Zoll in der Spätantike, in: Kritzinger, Peter / Stickler, Timo / Schleicher, Frank (Hrsg.), Studien zum römischen Zollwesen, Duisburg 2015, 57-88.
    • Die Gogarene im ausgehenden fünften Jahrhundert. Politische Handlungsspielräume und religiöser Pragmatismus, Anabasis 8, 2017, 226-257.
    • Eine Polis an der Grenze des karthagischen Machtbereiches, Historia 66, 2017, 384-400.
    • Die Chronologie der k'art'velischen Könige und das Ende des iberischen Königtums, in: Schleicher, Frank / Stickler, Timo / Hartmann, Udo (Hrsg.), Iberien zwischen Rom und Iran. Beiträge zur Geschichte und Kultur Transkaukasiens in der Antike, Stuttgart 2019, 69-98.
    • The Caucasian Territorial Churches and the Sāsānid Commonwealth, Vostok (Oriens) 2021.5, 82-93.
    • Kontinuität und Wandel. Die wirtschaftliche Entwicklung der nabatäischen Gebiete als Phänomen des Grenzraumes, in: Hartmann, Udo / Schleicher, Frank / Stickler, Timo (Hrsg.), Imperia sine fine? Der römisch-parthische Grenzraum als Konflikt- und Kontaktzone, Stuttgart 2022, 13-42.
    • mit Nicolas Preud‘homme, The Stele of Sargas – New Reading  and Commentary, in: Epigraphica 85, 2023, 341–381.
    • Armenien und der Südkaukasus in severischer Zeit. Historiographische Tradition und politische Bedeutung, in: Hoffmann-Salz, Julia / Heil, Matthäus / Wienholz, Holger (Hrsg.), The Eastern Roman Empire Under the Severans. Old Connections, New Beginnings?, Göttingen 2024, 279–308.
    • Patria und imperium sine fine im fünften Jahrhundert? Orosius und der Geist der Zeit, in: Timo Stickler / Umberto Roberto (Hrsg.), Das Weströmische Reich und seine Erforschung. Neue Perspektiven, Stuttgart 2024, 67–91.

    Rezensionen

    • RezensionExterner Link zu Hose, Martin (Hrsg.), Synesios von Kyrene. Ägyptische Erzählungen oder Über die Vorsehung, Tübingen 2012, H-Soz-u-Kult, 11.02.2013.
    • RezensionExterner Link zu Rapp Jr, Stephen H., The Sasanian World through Georgian Eyes. Caucasia and the Iranian Commonwealth in Late Antique Georgian Literature, Farnham 2014, H-Soz-Kult, 28.09.2015.
    • RezensionExterner Link zu Rathmann, Michael (Hrsg.), Tabula Peutingeriana. Die einzige Weltkarte aus der Antike, Darmstadt 2016, H-Soz-Kult, 13.02.2017.
    • RezensionExterner Link zu Andrade, Nathanael J., Zenobia. Shooting Star of Palmyra, New York 2008, in: H-Soz-Kult, 16.12.2019.
    • RezensionExterner Link zu Loosley Leeming, Emma, Architecture and Asceticism. Cultural Interaction between Syria and Georgia in Late Antiquity, Leiden / Boston 2018, in: sehepunkte 20, 2020, Nr. 12, 15.12.2020.
    • Rezension Externer Linkzu Gräf, Stefanie / Meißner, Burkhard (Hrsg.), De rebus bellicis. Waffen und Finanzen in der Spätantike, Darmstadt 2023, in: H-Soz-Kult, 26.02.2024.
    • Rezension Externer Linkzu Oellig, Marie: Die Sukzession von Weltreichen. Zu den antiken Wurzeln einer geschichtsmächtigen Idee, Stuttgart 2023, in: H-Soz-Kult, 11.09.2023. 
    • Rezension zu Pilhofer, Philipp (Hrsg.), Das Martyrium des Konon von Bidana in Isaurien, Einleitung, Text und Übersetzung, Berlin u. a. 2020, in: Gnomon 95, 2023, 75–78. 

Projekte

  • Antike Quellen zum Kaukasus (1.–4. Jhd. n. Chr.)
    Kʽartʽlis Cʽxovreba - Version der Königin Mariam Dadiani
    Kʽartʽlis Cʽxovreba - Version der Königin Mariam Dadiani
    Foto: Buba Kudava

    Prof. Dr. Levan Gordeziani, Dr. Giorgi Ugulava, Maia Daniela (Iv. Javakhishvili Tbilisi State University), PD Dr. Frank Schleicher (FSU-Jena)

    Gefördert durch die: Shota Rustaveli National Science Foundation of Georgia

    Laufzeit: April 2022 bis März 204

    Das Projekt Antike Quellen zum Kaukasus (1.–4. Jhd. n. Chr.) umfasst das Studium der griechisch-römischen und orientalischen Quellen der ersten vier Jahrhunderte n. Chr. sowie deren Klassifizierung und Analyse im kulturellen und politischen Kontext. Diese Epoche wurde von der georgischen Wissenschaft bisher nur oberflächlich untersucht und die meisten georgischen wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema behandeln die Quellen nur aus der Innenperspektive heraus. Die globalen und regionalen politischen Prozesse wurden bisher weitgehend außer Acht gelassen. Um diesen Mangel zu beheben und die Perspektive unserer Forschung zu erweitern, wird mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena kooperiert, die überregional bedeutend in der Erforschung der Kaukasusregion ist. Hier wird die Kaukasusregion aus einer pankaukasischen Perspektive heraus untersucht, von der das Forschungsprojekt in hohem Maße profitieren wird. Denn weder die georgische, noch die armenische oder aserbaidschanische Forschung haben sich bisher unter Aspekten der geopolitischen Kontexte mit Quellen aus Albanien und Armenien befasst.

    Für den Erfolg dieses Vorhabens ist es unerlässlich, dass alle schriftlichen Quellen – die georgischen, armenischen, albanischen, arabischen, persischen und die griechisch-römischen – sorgfältig ausgewertet, ihre Aussagen zusammengeführt und in einen globalen Kontext eingeordnet werden. Dies sowohl aus der Innen- als auch aus der Außenperspektive heraus. Dieser globale Kontext ist die fortwährende Rivalität zwischen dem Imperium Romanum auf der einen und dem Imperium der Parther bzw. der diesen folgenden Sāsāniden auf der anderen Seite. Der Kaukasusraum spielte innerhalb dieses Konfliktes eine zentrale Rolle als Puffer- und Grenzzone. Da sich diese Funktionen bis in die heutige Politik fortsetzen, können die in diesem Forschungsprojekt gewonnenen Erkenntnisse auch als Grundlagen für das Verständnis moderner Strukturen dienen.

    Die lokalen kaukasischen Staaten entwickelten unter dem Eindruck dieses Konfliktes eigene und unterschiedliche Identitäten. Das Projekt soll es der georgischen Forschung ermöglichen, diese Identitäten zu erkennen und ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede besser zu verstehen. Auch die westliche Forschung wird stark von den Ergebnissen des Projektes profitieren. Trotz der Tatsache, dass die westliche Forschung die antiken Quellen intensiv erforscht hat, gibt es keine umfassende Studie, die sich mit der historischen Vergangenheit des Kaukasus in diesem Zeitraum befasst. Die Studie ist ferner relevant, weil sie sich auf eine Zeit konzentriert, in der sich die politische und kulturelle Identität der kaukasischen Staaten und vor allem die der kartwelischen Königreiche herausbildete. Dieser Zeitraum behält bis heute seine Bedeutung für den gesamten kaukasischen Raum bei, besonders aber für Georgien. Die Merkmale der in dieser Periode geschaffenen Identität sind immer noch paradigmatisch für das geopolitische und geokulturelle Funktionieren des georgischen Staates.

  • Iberien in der Spätantike
    Mirian III. auf einem Wandbild in der Swetizchoweli-Kathedrale
    Mirian III. auf einem Wandbild in der Swetizchoweli-Kathedrale
    Foto: LS Alte Geschichte

    Ein Kleinstaat im Spannungsfeld zweier Imperien

    Während aktuelle Forschungsarbeiten zur Spätantike die Beziehungen zwischen dem Römischen Reich und dem Perserreich sowie die Kontakt- und Konfliktzonen beider Imperien in Armenien, Mesopotamien und in den arabischen Steppenzonen intensiv in den Blick nehmen, steht der transkaukasische Raum zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer noch weitgehend im Schatten der Forschung. Diese Region war jedoch sowohl für den spätantiken römischen Kaiser als auch für die Sāsāniden ein wesentlicher Bezugspunkt in ihrer jeweiligen geostrategischen Ausrichtung gegenüber dem anderen Großreich: Als nördlicher Abschluß der Konfliktzone zwischen den Imperien besaß der Raum zum einen eine große Bedeutung in den politischen und militärischen Auseinandersetzungen, ihm kam zum anderen aber auch eine Schlüsselstellung bei der Sicherung der Grenzen beider Reiche gegenüber den nördlich des Kaukasus siedelnden Steppenvölkern (Hunnen, Alanen und Chasaren) zu.

    Um die Bedeutung der transkaukasischen Region für die beiden spätantiken Großreiche und die Rückwirkungen dieser Lage auf die lokale Entwicklung zu untersuchen, soll die geplante Studie exemplarisch das vergleichsweise gut dokumentierte Königreich Iberien in den Blick nehmen, das jeweils in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einem der beiden Großreiche stand. Iberiens politische und kulturelle Entwicklung in der Spätantike, die in der bisherigen Forschung nur knapp bzw. unter weitgehend unkritischer Auswertung des Quellenmaterials aus westlichen und orientalischen Traditionen betrachtet wurde, soll dabei umfassend analysiert werden.

    Die Geschichte Iberiens wird unter einer imperialen Perspektive zum einen als ein Fallbeispiel für die Stellung und Positionierung eines abhängigen Kleinstaates an den Grenzen des römischen bzw. persischen Reiches eingehend untersucht. Zum anderen werden unter einer lokalen Perspektive die Konsequenzen dieser geopolitischen Lage für die Entwicklung der staatlichen und sozialen Strukturen Iberiens, die Handlungsspielräume der iberischen Monarchen und die Festigung des lokalen Königtums gegenüber den Großreichen und dem iberischen Adel sowie die religiösen und kulturellen Beeinflussungen der Region durch die Imperien herausgearbeitet. Dabei wird auch die Bedeutung des Christentums bei der Formierung einer lokalen Identität betrachtet.

    Schließlich wird unter einer dritten Perspektive die Bedeutung des Königreichs an der Kontaktzone zwischen den Steppennomaden und den Großreichen analysiert. In der Untersuchung sollen die unterschiedlichen Quellengattungen kritisch ausgewertet und in ihrer je eigenen Problematik betrachtet werden, um so zu einer neuen Gesamtwertung der Entwicklung Iberiens zwischen dem 3. und dem 7. Jahrhundert zu kommen und einen wichtigen Beitrag für die Rekonstruktion seiner Geschichte an der Schnittstelle zwischen Antike und Mittelalter zu leisten. Die Studie wird zugleich zum besseren Verständnis der Rolle abhängiger Staaten zwischen Rom und Persien in der Spätantike beitragen.

    Im Rahmen des Projektes fand vom 07.07 bis zum 09.07.2016 ein Workshop statt, bei dem die führenden Spezialisten in Jena über ihre aktuellen Forschungen diskutierten. Die Ergebnisse des Workshops wurden 2019 in der Reihe Oriens et Occidens (Band 29) unter dem Titel Iberien zwischen Rom und Iran. Beiträge zur Geschichte und Kultur Transkaukasiens in der AntikeExterner Link veröffentlicht.

    Die abschließende Monografie des Projektes Iberia CaucasicaExterner Link ist beim Kohlhammer-Verlag in der Serie "Forum historische Forschung Antike" erschienen.

  • Imperia sine fine?

    Der römisch-parthische Grenzraum als Konflikt- und Kontaktzone vom späten 1. bis zum frühen 3. Jh. n. Chr.

    Die Außengrenze Roms im Nahen Osten hat in der Vergangenheit vielfach die Aufmerksamkeit der Forschung erregt. Dabei war die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Thema vor allem von drei Aspekten geprägt: Erstens, stand der militärische Aspekt klar im Fokus; zweitens wurde das Thema nahezu ausschließlich aus römischer Perspektive betrachtet; drittens lag der Forschungsschwerpunkt zeitlich eindeutig auf der Spätantike. Vor diesem Hintergrund setzt sich das Projekt zum Ziel, den Grenzraum im Nahen Osten in der Periode von Vespasian bzw. Vologeses I. um 70 bis zu Severus Alexander bzw. dem Untergang der Arsakidenmonarchie um 230 n.Chr. in systematischer Form zu untersuchen. Die zeitliche Begrenzung bietet sich an, da es sich um eine historisch in sich geschlossene Epoche handelt. Dabei sollen aus lokaler Perspektive neben der Grenzsicherung der Imperien vor allem die politischen, kulturellen, wirtschaftlichen Veränderungen in der durch das Aufeinandertreffen zweier Imperien zum Grenzraum gewordenen Region zwischen dem Zagros-Gebirge und dem Mittelmeer analysiert werden. Die Untersuchung soll aufzeigen, dass die Region mehr durch friedliche Kontakte geprägt wurde als durch die häufig behandelten Konflikte zwischen den Imperien. Der Grenzraum soll konsequent aus unterschiedlichen Perspektiven als eine in vielerlei Hinsicht eigenständige Zone des Austauschs, des Handels, der Kulturkontakte und der politischen Beziehungen lokaler und regionaler Akteure betrachtet und dargestellt werden. In Zusammenarbeit mit der interdiziplinär zusammengesetzten Arbeitsgruppe aus Jenaer und auswärtigen Experten werden die unterschiedlichen Quellengattungen, die griechisch-lateinische Überlieferung, die orientalischen literarischen Traditionen aus dem syrisch-mesopotamischen Kulturraum und dem Iran, die dokumentarischen Quellen sowie die archäologischen Zeugnisse zu den militärischen Anlagen und den nahöstlichen Kulturzentren im Grenzraum ausgewertet.Dabei sollen die einzelnen Schritte der Untersuchung zwei gegenläufige Aspekte aufdecken: Zum einen prägten die beiden Großreiche im Untersuchungszeitraum ihre Peripherien durch machtpolitische, rechtliche und militärische Parameter, zum anderen wurde der Raum beiderseits des Grenzverlaufs von lokalen und regionalen Kräften als ein zusammengehöriger Kulturkreis sui generis gestaltet. Die Kräfte des Zentrums und diejenigen der Peripherie waren nicht stets auf das gleiche Ziel ausgerichtet, doch übten sie maßgebende Einflüsse auf die Grenzregion aus. Die wechselseitige Interaktion dieser beiden Faktoren systematisch zu untersuchen, verspricht ein tieferes Verständnis sowohl der Lokalgeschichte als auch der großen historischen Entwicklungen.

  • Vasallenherrschaft im Sāsānidischen Commonwealth
    Abzeichnung eines frühen sāsānidischen Felsreliefs aus Salmas (NW Iran) von Charles Texier
    Abzeichnung eines frühen sāsānidischen Felsreliefs aus Salmas (NW Iran) von Charles Texier
    Abbildung: Description de l'Arménie, la Perse et la Mésopotamie, Bd. 2, Paris 1842, Pl. 40

    Die persönliche Bindung von Vasallenherrschern an ein imperiales Zentrum war im Reich der Sāsāniden eine effiziente Methode der Herrschaftsausübung. Weitgehend selbstständig erfüllten die Vasallen vom 3. bis ins 5. Jahrhundert wichtige Funktionen für das Imperium (Grenzsicherung, Steuererhebung, Verwaltung). Erst mit Reformen des 5. und 6. Jahrhunderts wurden in der späteren Phase der sāsānidischen Herrschaft die wirtschaftlichen und militärischen Voraussetzungen geschaffen, flächendeckend direkte Herrschaft zu etablieren. Nun begann eine Entwicklung, in deren Folge zahlreiche der traditionellen Vasallenherrscher durch sāsānidische Beamte ersetzt wurden. Die Könige der Könige überschätzten aber die Möglichkeiten ihres Imperiums, das die Funktionen der Vasallen dauerhaft zu übernehmen nicht in der Lage war. Es begann eine Desintegration des Reiches, die letztlich zum Untergang der sāsānidischen Herrschaft beitrug. 

    Das Projekt Vasallenherrschaft im Sāsānidischen Commonwealth hat folgenden Untersuchungsgenstand: das Konzept der Vasallenherrschaft innerhalb des sāsānidischen Herrschaftsraumes für die Zeit von Beginn der Rebellion Ardašīrs I. (211/12) bis zum Jahr 602, in dem eine neue Phase der imperialen Politik begann.

    Erstens wird betrachtet, wie die Sāsāniden mit den zum Teil von ihren Vorgängern, den Arsakiden, übernommenen Vasallenherrschern umgingen und in welcher Weise die Strukturen des Sāsānidischen Commonwealth von denen ihrer Vorgänger geprägt waren. Zweitens wird untersucht, aus welchen Gründen das System der Vasallenherrschaft von den Sāsāniden seit dem 5. Jahrhundert in vielen Gebieten (Armenien, Arabien) aufgegeben und durch die aufwendige direkte Herrschaft ersetzt wurde. Drittens blickt die Untersuchung von der Peripherie zum Zentrum und fragt nach den politischen Rahmenbedingungen und den Handlungsspielräumen der Vasallenherrscher.

    Die Vasallenherrschaft soll auf diese Weise als Baustein des sāsānidischen ‚Sozialgefüges‘ beschrieben werden, der eine umfassende administrative, kulturelle und religiöse Beeinflussung der peripheren Regionen durch das imperiale Zentrum bewirkte. Dabei wird sich die Studie auf vier Schlüsselregionen des Commonwealth konzentrieren, zu denen zahlreiche Quellen vorliegen und die durch die aktuelle Forschung jeweils gut erschlossen sind. Auf diese Weise werden beispielhaft die grundlegenden Strukturen und Funktionen der sāsānidischen Vasallenherrschaft herausgearbeitet und beschrieben.

    Am Schluss des Forschungsprojektes soll ein Modell stehen, das die Strukturen der indirekten Herrschaftsausübung der sāsānidischen Herrscher in ihrer Gesamtheit zu beschreiben in der Lage ist. Neben Unterschieden und Gemeinsamkeiten verschiedener Regionen werden besonders die Vorgehensweisen der einzelnen sāsānidischen Herrscher in den Blick genommen. Das so konzipierte Modell soll Grundlage für die weitere Erforschung der Vasallenherrschaft sein und den Vergleich mit weiteren antiken Imperien (Rom, Arsakiden) ermöglichen.