DFG-Projekt "Metamorphosen des Todes"

Leitung: Prof. Dr. Meinolf Vielberg

Metamorphosen des Todes.
Die Christianisierung des Todes und der Jenseitsvorstellungen in Kaiserzeit und Spätantike

Eine Besonderheit jüdischer Bestattungspraxis in Palästina zur Zeit Jesu sind Ossuare (Knochenkästen): Nach dem Verwesungsprozess legte man die Überreste des Verstorbenen hinein. Stand diese Praxis vielleicht mit der sich ausbreitenden individuellen Hoffnung auf Auferstehung in Verbindung?

In der Begegnung von Judentum, Antike und entstehendem Christentum kam es im Zeitraum vom 1. bis zum 6. Jahrhundert nach Christus zu einer Christianisierung von Todes- und Jenseitsvorstellungen, die seit dem Mittelalter und der frühen Neuzeit die europäische Kultur prägen. Bis heute beanspruchen solche Vorstellungen Geltung, auch wenn sie durch die Moderne grundsätzlich in Frage gestellt worden sind und in stetiger Auseinandersetzung mit anderen Kulturen modifiziert werden. Ziel des Forschungsprojekts ist es zu untersuchen, wie sich der Prozess der Christianisierung durch Öffnung und Verschmelzung kultureller Horizonte und deren spätere Schließung in der römischen Kaiserzeit und der Spätantike vollzog und wie in diesem Prozess kulturelle Modelle als Deutungs- und Handlungsmuster wirksam wurden.

Das Projekt führt Wissenschaftler der Institute für Altertumswissenschaften und für Philosophie an der Philosophischen Fakultät sowie der Bibelwissenschaften an der Theologischen Fakultät der Friedrich Schiller-Universität Jena in einem gemeinsamen Vorhaben zusammen, um ein zentrales geistes- und kulturwissenschaftliches Problem in wesentlichen Aspekten einer Lösung näher zu bringen. Die unterschiedlichen Perspektiven der literarischen und Alltagskultur der Antike, der Philosophie und der biblischen Theologie erscheinen begrifflich voneinander geschieden, sind aber in der Lebenswelt der Kaiserzeit und Spätantike vielfach miteinander verwoben. Ihre Verknüpfung ist daher nicht nur in dem Gesamtvorhaben des interdisziplinären Projekts unausweichlich, sondern prägt auch die Gestaltung der aufeinander bezogenen Einzelforschungen.

Mitarbeiter/Projekte

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