In den Jahren 2002–2004 wurde durch den Lehrstuhl für Klassische Archäologie der Friedrich-Schiller-Universität ein seit 1877 bekannter und in Skizzen überlieferter, jedoch wieder verschütteter Komplex mit einem Apsidenbau, dem sog. "Tempel", erneut freigelegt und dokumentiert. Dabei konnte die enge typologische und chronologische Verwandtschaft des Apsidenbaues mit Peristasis, der aufgrund von Kleinfunden in die Zeit um 300 n. Chr. datiert werden kann, mit den beiden in der Vergangenheit ebenfalls als Tempel bzw. Heiligtümer gedeuteten Bauten im benachbarten Milreu/Estói (Algarve, Portugal) und im ca. 120 km nördlich gelegenen São Cucufate/Vila de Frades (Alentejo, Portugal) bestätigt werden. Weiterhin ergab sich vor allem aufgrund typologischer Vergleiche von Grabbauten des 4. Jahrhunderts n. Chr. in Hispanien (Los Castillejos, Carranque, beide Spanien) und in anderen Regionen des Imperium Romanum (Surburbium Roms, Nola/ Cimitile, Insel Lipari, Delphi, Mautern/Österreich) eine Neudeutung als Grabbau. Bei den drei Bauten in Portugal wurde dem Grabbau jeweils noch eine Peristasis mit korinthischen Säulen als zusätzliches Aufwandselement beigegeben; weitere Elemente der luxuriösen Ausstattung sind Marmorinkrustation, polychrome Mosaiken und ein Bronzedach. Eine sepulkrale Funktion, die vielleicht schon in einem christlichen Kontext steht, muss demnach auch für die Zwillingsbauten in Milreu und São Cucufate angenommen werden. Bei dem quadratischen, direkt an das Mausoleum mit Apsis und Peristasis angebauten Bau in Marim, der 2003 untersucht wurde, handelt es sich mit Sicherheit ebenfalls um einen Grabbau, vermutlich eine aedicula oder eine Art Grabturm aus der frühen oder mittleren Kaiserzeit; eine genaue Datierung ist aufgrund der bereits im Zuge der Ausgrabungen im 19. Jh. zerstörten Stratigraphie aber nicht möglich. In einer kleinen, Reliefsarkophags mit Darstellung eines Eroten (bei der Weinlese?) gefunden werden. Die beiden Grabbauten gehörten aller Wahrscheinlichkeit nach den Besitzern einer riesigen Villa, die sich vermutlich in einem Areal etwa 50 m nordöstlich von dem untersuchten Komplex befunden hat. Zahlreiche Terra Sigillata-Scherben, Mosaiktesserae und Fragmente von farbigem Wandputz, die sich im Bereich nachträglich angebauten Kammer konnte ein Fragment eines der (vermuteten) Villa in großer Zahl an der Oberfläche finden, zeugen von einer luxuriösen Ausstattung dieses Gebäudes. Zur Klärung topographischer Zusammenhänge wurde im Sommer 2003 ein Field-Walking-Survey im Bereich nördlich und östlich der Ausgrabungszone unternommen. Dabei wurden vor allem Keramik und einige obertägig sichtbare Mauern dokumentiert. Eine ebenfalls 2003 durchgeführte geomagnetische Prospektion erbrachte keine verwertbaren Resultate. Vorberichte über die Forschungen der Friedrich-Schiller-Universität Jena sind bereits veröffentlicht, eine abschließende Publikation – u.a. mit Aufarbeitung der Fundkeramik (Th. Schierl) und der Fundmünzen (T. Kleinschmidt) ist in Vorbereitung.
Publikationen
- D. Graen, Sepultus in villa – Bestattet in der Villa. Drei Zentralbauten in Portugal zeugen vom Grabprunk der Spätantike, Antike Welt 35 Nr. 3, 2004, 65–74.
- D. Graen, Two Roman Mausoleums at Quinta de Marim (Olhão): Preliminary Results of the Excavations in 2002 and 2003, Revista Portuguesa de Arqueologia, Vol. 8 no.1, 2005, 151–161. http://www.igespar.pt/pt/publications/category/49/assets/Externer Link
- D. Graen, The So-Called Temples of Milreu, São Cucufate and Quinta de Marim – A Suggestion of a New Interpretation of Their Function, Based on Actual Excavations and Iconographic Studies, in: Actas do II Encontro de Arqueologia do Algarve, Silves 17–19/10/2003, Xelb 5 (Silves 2005) 70–80.
- D. Graen, Os mosaicos do 'santuário' de Milreu no contexto de uma nova interpretação, O Arqueólogo Português, Série IV, Vol. 23, 2005, 367–415.
- D. Graen, O sítio da Quinta de Marim (Olhão) na época tardo-romana e o problema da localização da "statio sacra", Revista Portuguesa de Arqueologia, Vol. 10 no. 1, 2007, 275–288. http://www.igespar.pt/pt/publications/category/49/assets/Externer Link
- D. Graen, Ein neues Fragment eines Reliefsarkophags aus Quinta de Marim (Olhão, Distr. Faro, Portugal). Bemerkungen zur Sarkophagbestattung in der Lusitania, Madrider Mitteilungen 48, 2007,191–203.
- D. Graen – T. Kleinschmidt – Th. Schierl – K. Zimmermann, The site of Quinta de Marim. Results and Perspectives of investigation, in: Xelb 8, Actas do 5o Encontro de Arqueologia do Algarve, Silves 25–27/10/2007 (Silves 2008) 223–242.