Rückseite des 2003 von dem jüdischen Überlebenden Dawid Efrati und der Towarzystwo opieki nad Majdankiem gestifteten Gedenksteins für die "18400 Juden – Gefangene von Majdanek und der Arbeitslager in Lublin," die am 3. November 1943 von den Deutschen in unmittelbarer Nähe des Krematoriums in Gräben bei Schlagermusik erschossen wurden.

80 Jahre danach. Polnische Perspektiven auf den Zweiten Weltkrieg

Vorlesungsreihe am 15. und 22. Mai 2025
Rückseite des 2003 von dem jüdischen Überlebenden Dawid Efrati und der Towarzystwo opieki nad Majdankiem gestifteten Gedenksteins für die "18400 Juden – Gefangene von Majdanek und der Arbeitslager in Lublin," die am 3. November 1943 von den Deutschen in unmittelbarer Nähe des Krematoriums in Gräben bei Schlagermusik erschossen wurden.
Foto: Katrin Stoll

15. Mai 2025: 18.00 Uhr (s.t.)

Ort: SR 385 Carl-Zeiss-Str. 3 (Univ. Jena)

Dr. Łukasz Mikołajewski (Warszawa) & Prof. Dr. Piotr Laskowski (Warszawa) 
Probing the Limits of Collective Memory: Queer and Jewish Past and the Dominant Culture in Poland

Our lecture will present some of the activities undertaken within the framework of the Research Center for LGBT+ History and Identities, established in 2019 at the University of Warsaw: the 2020 competition for queer autobiographies (organized together with Heinrich Böll Stiftung, Warsaw), the participation in the works of scientific advisory board on the exhibition at the newly opened Queer Museum in Warsaw (run by Lambda Warsaw Association), and critical editions of pivotal socialist and anarchist texts written in Poland in the early 20th century. We will explore the emerging interconnections and methodological affinities between Jewish and Queer studies in Poland, particularly as regards the history of the 20th century. We will focus on the limits imposed on historical narrative and collective memory by the dominant culture in Poland and their impact on the groups that have important parts of their past erased. We will also reflect on possible forms of breaching these limitations.

*

22. Mai 2025: 18.00 Uhr (s.t.)

Ort: SR 308 Carl-Zeiss-Str. 3 (Univ. Jena)

Dr. Zofia Wóycicka (Warszawa) 
Auf der Suche nach dem richtigen “Vibe”: Die Wahrnehmung und Rezeption von Holocaustausstellungen in Deutschland und Polen am Beispiel des Topos der Hilfe von Juden

Was die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust betrifft, befinden wir uns gegenwärtig an einer Generationsschwelle. Erstens wird das kommunikative Gedächtnis der Ereignisse der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unwiderruflich durch ein kulturelles Gedächtnis abgelöst. Zum anderen erleben wir die Entstehung einer globalen Kultur, die vor allem visuell geprägt ist. Dies beeinflusst auch unser Geschichtsbild. Es stellt sich die Frage, ob diese Prozesse auch zu einer internationalen Angleichung der Rezeption von Holocaust-Ausstellungen, insbesondere bei jungen Erwachsenen, führen.

In ihrem Vortrag stellt Zofia Wóycicka die Ergebnisse einer umfassenden qualitativen Publikumsforschung vor, die sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Michalina Musielak und in Kooperation mit der Warschauer Stiftung (Fundacja Stocznia) in drei historischen Museen in Polen und Deutschland durchgeführt hat: der Pankiewicz-Apotheke in Krakau (2013), dem Ulma-Museum in Markowa (2016) und dem Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt in Berlin (2023). Alle drei Museen wurden in den letzten Jahren eröffnet oder völlig neugestaltet. Sie alle sind Menschen gewidmet, die Juden während des Holocaust geholfen haben. Obwohl sie ähnliche Themen behandeln, unterscheiden sie sich sowohl in ihrer Erzählweise als auch in ihrer Machart.

Ziel der Studie, die mit lokalen und internationalen Studierenden durchgeführt wurde, war es, mögliche Unterschiede im visuellen und konzeptuellen Priming zwischen Menschen, die in verschiedenen nationalen Kontexten aufgewachsen sind, zu identifizieren und zu analysieren, wie die oft impliziten narrativen und visuellen Muster ihre Wahrnehmung von Ausstellungen sowohl auf kognitiver als auch auf emotionaler Ebene beeinflussen. Die Ergebnisse bieten viel Stoff für Diskussion…

Zur Person:

Zofia Wóycicka ist Assistant Professor an der Fakultät für Soziologie der Universität Warschau (UW), wo sie zurzeit das Forschungsprojekt „Help delivered to Jews during World War II and Transnational Memory in the Making" leitet. Zuvor war sie am POLIN-Museum der Geschichte der polnischen Juden, am Haus der Europäischen Geschichte Brüssel, am Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften und am Deutschen Historischen Institut Warschau tätig. Zu ihren Veröffentlichungen gehören u.a. die Monographie Arrested Mourning Memory of the Nazi Camps in Poland, 1944–1950 (2014), der Aufsatz "Auschwitz. Ein Verbrechen und viele Erinnerungen" in Deutsch-Polnische Erinnerungsorte (2014) und der Sammelband The Rescue Turn and the Politics of Holocaust Memory (2024, Mithrsg.)

Konzeption: Dr. Ewa Krauß & Dr. Katrin Stoll