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Erinnerung oder Aufarbeitung? Erfahrungs- und Wissensproduktion in Holocaust-Filmen der BRD, DDR und Italien 1945–1990

Projekt finanziert aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft
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Foto: Filmausschnitte: Sandra, Der Passagier, Ernst Thälmann

Projekt "Erinnerung oder Aufarbeitung? Erfahrungs- und Wissensproduktion in Holocaust-Filmen der BRD, DDR und Italien 1945–1990"

Finanziert aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)

Projektleitung: Prof. Dr. Bernhard Groß

Projektmitarbeiterinnen: Louisa Maier, Naemi Haar

Laufzeit: 2025-2028

Das Projekt geht von der Beobachtung aus, dass insbesondere die Spiel- und Dokumentarfilme zum Holocaust der ehemals faschistischen Länder Deutschlands und Italiens aus der Zeit des Kalten Kriegs ästhetisch, sowie in Rezeption und Produktion besonders heterogen sind. Ästhetisch schwanken die Filme zwischen der Darstellung einer abgeschlossenen oder auf die Gegenwart hin offenen Vergangenheit; sie oszillieren zwischen Genre- und Dokumentarformen und zwischen 'Aufarbeitung' einer virulenten und 'Erinnerung' an eine abgeschlossene Vergangenheit: Besonders daran ist, dass diese Ambivalenzen häufig innerhalb ein und desselben Films auftreten. Ambivalent sind auch die Rezeptionsformen: Filme 'linker' Filmemacher werden etwa von der konservativen Presse gelobt und von der 'linken' Kritik zerrissen; auch preisgekrönte Filme führen zu inner- und zwischenstaatlichen Eklats.

These ist, dass zwischen 1945 und 1990 insbesondere in den genannten Ländern sowohl inner- als auch zwischenstaatlich noch nicht feststeht, ob es den Filmen und der Auseinandersetzung mit ihnen um die Darstellung historischer Fakten, d.h. um Aufarbeitung, oder um Erinnerung, d.h. die Darstellung einer abgeschlossenen Vergangenheit geht. Dieser inner- und außerfilmische Gegensatz ist als Kampf um die Deutungshoheit über die Ereignisse zu verstehen, der von den jeweiligen Ideologien der Blöcke und ihren nationalen Ausformungen grundiert ist. Dieser Kampf entwickelt sich nicht linear von den 1940er bis in die 1980er Jahre, sondern ist von Kontinuitäten und Brüchen, von ästhetischen Allianzen und Ausschlüssen, mithin von einer Wahrnehmung des Holocaust geprägt, die stets selbst historisch veränderlich ist.

Das Projekt analysiert deshalb, auf Basis des vollständigen Korpus der Filme der drei Länder, ihre Spiel- und Dokumentarfilme zum Holocaust zwischen 1945 und 1990 und vergleicht diese mit ihrer Rezeption, mit den Interessen ihrer Akteur/innen sowie mit den film- und kulturpolitischen Direktiven, die diese Filme ausgelöst haben.

  • Teilprojekte

    Das Projekt besteht aus zwei aufeinander abgestimmten und sich wechselseitig ergänzenden Teilprojekten zu BRD/DDR (Teilprojekt 1, Louisa Maier, M.A.) und Italien (Teilprojekt 2, Naemi Haar, M.A.). Deutschland und Italien als ehemals faschistische und später in exemplarischer Weise von der Blockbildung betroffene Länder haben dabei ähnliche Grundlagen, die sich aber unterschiedlich ausprägen. Teilprojekt 1 untersucht die Auswirkung der scharfen zwischenstaatlichen Polarisierung von BRD und DDR auf die Filmproduktionen und -rezeptionen, während Teilprojekt 2 die Filmproduktionen und -rezeptionen Italiens vor dem Hintergrund der innerstaatlichen Radikalisierung (christdemokratisch/kommunistisch) untersucht. Gerahmt und gefasst wird das Projekt durch die Arbeit an einer ländervergleichenden Perspektive (Prof. Dr. Bernhard Groß), durch die die spezifischen nationalen Besonderheiten der zwischen- und innerstaatlichen Polarisierungen verständlich werden. 

  • Zusammenarbeit

    An der FSU Jena wird der Themenkomplex "Holocaust und Kalter Krieg" in mehreren Forschungsprojekten aus verschiedenen historischen Perspektiven untersucht. Das Projekt "Erinnerung oder Aufarbeitung? Erfahrungs- und Wissensproduktion in Holocaust-Filmen der BRD, DDR und Italien 1945–1990" vernetzt sich inneruniversitär mit folgenden Projekten: 

  • Veranstaltungen
  • Publikationen