Pilotprojekt von Dr. Isabella Greisinger
Pontosgriechisch zählt zu den kleinasiatischen griechischen Dialekten und hat sich im Altgriechischen aus den ionischen Dialekten herausentwickelt. Die UNESCO stuft Pontosgriechisch als bedrohte Sprache ein. Heutzutage wird Pontosgriechisch an seinem Ursprungsort im Pontosgebiet an der Südküste des Schwarzen Meeres und in der pontischen Diaspora gesprochen. Deutschland beheimatet eine der größten pontosgriechischen Diasporagemeinden weltweit und das Pontosgriechische in Deutschland bildet ein neues Kapitel in der rezenteren externen und internen Sprachgeschichte des Griechischen.
Das Pilotprojekt Pontosgriechisch in Deutschland: Bedrohte Sprache und kulturelles Erbe beleuchtet die sprachliche Situation der pontosgriechischen Diaspora in Deutschland aus der Sicht der diachronen und synchronen Linguistik. Von Interesse sind Vitalität, Entwicklung und Beschaffenheit des Pontosgriechischen in seinem neuen Ökosystem. Erste Ergebnisse liegen aus einer Umfrage mit 16 Teilnehmenden aus der pontosgriechischen Diaspora in Nordrhein-Westfalen, dem Bundesland mit der größten griechischen Auslandsgemeinde EuropasExterner Link, vor. Es zeigt sich, dass das Pontosgriechische in Deutschland einerseits robust und andererseits immer stärker gefährdet ist und dass die Gestalt des Pontosgriechischen in Deutschland zu Variation auf allen sprachlichen Ebenen tendiert. Letztere betreffend sind es z.B. Mischkonstruktionen aus standardgriechischen und pontosgriechischen Negationselementen im Bereich der (Morpho)syntax, die einer genaueren Untersuchung bedürfen, um Erkenntnisse über den Sprachwandel des Pontosgriechischen in der Diaspora bringen zu können. Mehr Daten werden benötigt und derzeit erhoben. Das laufende Pilotprojekt ist jedoch lediglich die Vorstufe zu einem großen Projektvorhaben mit dem Ziel, zur Dokumentation und zum Erhalt des Pontosgriechischen beizutragen und seine Beschaffenheit in seinem neuen Ökosystem zu analysieren.