Pilotprojekt von Andreea Pascaru
Das Pontosgriechische, das von einer historischen Gemeinschaft in der Region Pontos an der Südküste des Schwarzen Meeres gesprochen wurde, lebt auch heute noch unter den muslimischen Sprechern in der Türkei weiter. Diese Gruppe von Sprechern hat ihre sprachliche Identität seit der Vertreibung und Umsiedlung der Pontischen Griechen im Zuge des griechisch-türkischen Bevölkerungsaustauschs 1923 bewahrt, wobei viele von ihnen heute in den Regionen um Trabzon und Umgebung leben. Das Pontosgriechische hat in der Türkei über Jahrzehnte hinweg eine starke Verbindung zur kulturellen Identität dieser Gemeinschaft behalten, aber gleichzeitig auch eine Reihe von Veränderungen erfahren, die durch den Einfluss des Türkischen sowie durch die sozioökonomischen Herausforderungen der heutigen Zeit bedingt sind. Auf mehreren Feldforschungsreisen wurde die heutige Sprachsituation der „pontischen Muslime“ analysiert, unter der Fragestellung, wie die Gemeinschaften in der Türkei ihre sprachliche Identität aufrechterhalten. Dabei werden insbesondere die soziolinguistischen Praktiken in den Bereichen der intergenerationellen Sprachübertragung und der sozialen Integration beleuchtet. Ein wichtiger Teil des Projekts besteht in der Frage, wie sich das Pontosgriechische (Romeyka) im 21. Jahrhundert als Minderheitensprache im türkischen Sprachraum behauptet und welche Herausforderungen die Sprecher bei der Bewahrung ihrer Sprache und Kultur erfahren. Darüber hinaus wird das Projekt einen Einblick in die kulturellen Resilienzen der pontischen Muslime geben und dazu beitragen, den Wert des Pontosgriechischen als bedrohte Sprache und kulturelles Erbe zu dokumentieren und zu fördern.