Pilotprojekt von Dr. Thede Kahl und Dr. Sotirios Rousiakis
Der Raum Evros in Nordostgriechenland ist eine faszinierende Zone der sprachlichen Vielfalt und des kulturellen Austauschs dar. Die dort gesprochenen Dialekte, die sich als Teil des nordgriechischen Dialektkontinuums verstehen, sind von vielfältigen Einflüssen geprägt, darunter slawische, türkische und griechische Elemente. Sie haben sich über Jahrhunderte in einer geografischen Zone entwickelt, die durch ihre Nähe zu Bulgarien und der Türkei besonders von Migration und historischen politischen Ereignissen betroffen ist. Die sprachliche Situation in Evros ist besonders von der griechischen Sprachpolitik nach der griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausch und der Folge von Siedlungsbewegungen geprägt, was zu einer Vielzahl von Sprachformen geführt hat, die in enger Verbindung mit den sozialen Identitäten der dort lebenden Gruppen stehen. Die nordgriechischen Dialekte im Raum Evros sind aufgrund dieser komplexen soziokulturellen und politischen Dynamiken sowohl von einem Verlust als auch einer Bewahrung bedroht. Das Projekt untersucht die aktuellen Sprachgebrauchsbedingungen, den Einfluss des Standardgriechischen und des Türkischen sowie die Rolle der Dialekte in der sozialen Interaktion. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, wie sich die sprachliche Identität im Zuge von Migration und sozialer Mobilität entwickelt hat und welche Herausforderungen der Erhalt dieser Dialekte für die jüngeren Generationen mit sich bringt.