Agios-Nikolaos-Kirche, ehemals Hünkâr Camii in Chania (Kreta)

Der Gebrauch lokaler Mundarten auf Kreta und die Sprachdynamik der Turkokreter in der heutigen Türkei: Ein Vergleich

Neugriechische Dialekte als lebendige Tradition
Agios-Nikolaos-Kirche, ehemals Hünkâr Camii in Chania (Kreta)
Foto: Thede Kahl

Pilotprojekt von Dr. Thede Kahl und Dr. Sotirios Rousiakis

Die griechische Sprache auf Kreta und die Sprache der Turkokreter in der heutigen Türkei stellen zwei faszinierende Beispiele für die sprachliche Entwicklung und die Sprachdynamik dar. Kreta, als eine der wichtigsten Inseln Griechenlands, hat eine reiche sprachliche Tradition, die in den letzten Jahrhunderten sowohl von den griechischen Dialekten als auch von türkischen und venezianischen Einflüssen geprägt wurde. Insbesondere das kretische Griechisch unterscheidet sich von anderen griechischen Dialekten und weist sowohl archaische Elemente als auch sprachliche Innovationen auf, die die regionale Identität widerspiegeln. Im Vergleich dazu entwickelte sich die Sprache der Turkokreter in der heutigen Türkei als Ergebnis der Vertreibung und Assimilation von Kretern im Laufe des spätes 19. Jhs. und nach dem griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausch von 1923. Trotz der langen Trennung vom griechischen Sprachraum hat sich in den türkischen Regionen, in denen ehemalige Kreter leben, eine Sprachgemeinschaft mit einer besonderen Dynamik erhalten. Die wichtigsten sprachlichen Merkmale umfassen sowohl den Erhalt von kretischem Griechisch als auch die starke Beeinflussung durch das Türkische. Beide Sprachgemeinschaften erleben derzeit eine Angleichung an die dominanten Sprachen, das Griechische in Griechenland und das Türkische in der Türkei. Dieses Pilotprojekt zielt darauf ab, die Sprachwandelprozesse und die soziolinguistische Situation der beiden Gemeinschaften zu untersuchen und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Sprachgebrauch der kretischen und der Turkokreteren zu dokumentieren.

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