25. - 27.11.2024, Guadalajara
Das Center for Advanced Latin American Studies (CALAS) organisierte den abschließenden Internationalen Kongress "Strategic Identities and crisis in Latin America: Processes and tensions". Diese Veranstaltung schloss das vierte Wissenslaboratorium von CALAS, das aus einer transdisziplinären Perspektive und einer Problematisierung von pluralen, dezentrierten, kritischen, territorialen und verknüpften Identitäten die Leitfragen von CALAS zum Thema "Coping with Crisis: Transdisciplinary Perspectives from Latin America" beantwortete.
Das vierte Wissenslaboratorium von CALAS lud zur Reflektion über die Intersektionalität von Krisen und strategischen Identitäten ein und über die Fragen, wie sich diese Identitäten konstruieren und rekonstruieren, wie sich ihre Brüche in Abbildungen, Konzepten und ästhetischen Manifestationen zeigen, sie diese konsolidieren und immer wieder neu erfinden und wie die sozialen Akteur:innen zu diesen Prozessen beitragen. Dies erfolgt durch spezifische Problemstellungen, empirische Analysen, Forschungsfragen und/oder eine Neubewertung der theoretisch-methodologischen Modelle.
Das Laboratorium folgte diesen vier Forschungslinien:
1) Disputes over identity and meanings of the future in and from Latin America. Knowledge, ideas and languages of the crisis
2) Economic crises and their impact on identities: reconfigurations, ruptures and marks
3) Crisis of representation and new identities in the actors of democratic public life
4) Strategic identities and crisis in Latin America: the example of indigenous people
Seit seinem Beginn 2023 behandelt das Wissenslaboratorium im Diskussionsformat diverse zentrale Aspekte der sich wandelnden Dynamiken und herausfordernden Verknüpfungen von Identität und Krise. Einerseits entwickelten sich theoretische Ansätze hinsichtlich der verschiedenen Bedeutungen von Community und dem gemeinschaftlichen Leben, man problematisierte die lateinamerikanische Identität auch bezüglich der Funktion ihrer Autonomie beziehungsweise Abhängigkeit von kolonialen oder durch die Moderne fremd auferlegte Identitäten, die epistemologische Krise und eine (De)kolonialisierung des Wissens, der Macht, des Seins und des Handelns aus Abya Yala heraus. Daneben debattierten die Teilnehmer:innen mit dem Einbezug der Instabilität der Identitäten, ihrer Dynamiken, Widersprüche und permanenter Rekonfigurationen die zahlreichen (politischen, sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen etc.) Krisen, die eben jene Identitätskonstruktionen hinterfragen und neue/alte/andere Identitäten erzeugen. Es sind diese Identitäten, welche neue Krisen rekonfigurieren und Impulse für komplexe und dynamische soziale Prozesse geben.
Das aktuelle Thema des Laboratoriums ist die Beziehung zwischen Identität und Krise in Lateinamerika aus einer interdisziplinären Perspektive der Geistes- und Sozialwissenschaften und der Kunst. Wiederaufgegriffen werden ursprüngliche Fragestellungen von CALAS darüber, wie Krisen ausgelöst, und sichtbar werden, ob sie Symptome tiefgehender sozialer Wandel sind, die verschiedenen Begegnungsräume und kollektive Konstruktionen problematisieren und die Art, wie durch Krisen ausgelöster sozialer Wandel von sozialen Akteur:innen diverser Felder (Politik, Wirtschaft, Kultur, Medien, soziale Bewegungen) wahrgenommen wird. Die aktuelle Krisen, vor allem die lateinamerikanischen, zeichnen sich durch eine hohe politische, wirtschaftliche Konfliktbereitschaft aus, sowie die sozialen Kämpfe zwischen hegemonialen Mächten und subalternen Identitäten. Das Laboratorium beschäftigt sich mit den Kämpfen zur kulturellen Sichtbarkeit und im Falle der indigenen Bevölkerungsgruppen wie der Mapuche territorialer Restitution, der Strafverfolgung der fortbestehenden Gewalt gegen Frauen und queere Menschen, der Würde von Afroidentitäten, der Klassenidentität, die durch die permanenten wirtschaftlichen globalen Krisen immer gefährdeter ist, den Migrationsströmen als Ergebnis einer wachsenden sozialen Ungerechtigkeit, den Rechten von Kindern und Jugendlichen, den Kämpfen und Widerständen von Communities, die für die Rechte und das Zusammenleben aller Lebewesen eintreten, den historisch exkludierten Regionen in Lateinamerika und der Karibik, den historischen Ungerechtigkeiten, die durch kapitalistische Fortschritts- und Entwicklungsdynamiken entstehen, dem Globalen Norden und Süden, Extraktivismus, den Rekonfigurationen des Öffentlichen und Privaten, energetische Transitionen, Kompensationen etc.
Die Plattform lief im Workshopformat mit Konferenzen von Spezialist:innen ab. Die Teilnehmer:innen waren angehalten, in Diskussionsrunden eigene Arbeiten vorzustellen. Zusätzlich zu dieser Internationalen Konferenz organisierte das Laboratorium ein Kunst-, Poesie- und Musikfestival mit einem Screening von zwei Dokumentarfilmen, einem Ergebnis der Forschung des Laboratoriums, und der Ausstellung von grafischen Bildern mit den entwickelten Konzepten, die sich anhand der Forschungsachsen herauskristallisierten.