Prof. Dr. Dr. h.c. Nicole Nau

Warum ist Lettgallisch eine Sprache?

Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Nicole Nau, (Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań) - 12.12.2024, 12:30
Prof. Dr. Dr. h.c. Nicole Nau
Foto: Edeite Laime
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Veranstaltungseckdaten
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Beginn
Ende
Veranstaltungsarten
Gastvortrag
Ort
Carl-Zeiß-Straße 3, 308
07743 Jena
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Videochat
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Datenschutzhinweisepdf, 126 kb
Referent/in
Prof. Dr. Dr. h.c. Nicole Nau
Veranstalter
Institut für Slawistik und Kaukasusstudien
Veranstaltungssprache
Deutsch
Barrierefreier Zugang
ja
Öffentlich
ja

Das im Osten von Lettland gesprochene Lettgallisch wird heute von vielen als eine eigenständige Sprache angesehen, obwohl es keinen offiziellen Status hat und in Lettland als Varietät des Lettischen gilt. Aus dialektologischer Sicht lassen sich Hochlettisch, auf dem Lettgallisch beruht, und Niederlettisch, zu dem das heutige Standardlettisch gehört, unterscheiden. Der Vortrag beleuchtet, wieso sich Hoch- und Niederlettisch vom 17. bis ins 20. Jahrhundert unterschiedlich entwickelt haben und welche Unterschiede in Sprachstruktur und Sprachgebrauch das heutige Lettgallisch vom Standardlettischen unterscheiden. Eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Lettgallischen haben Sprach- und Kultureinflüsse des Polnischen gespielt. Von 1629 bis zur ersten polnischen Teilung 1772 gehörte Lettgallen zu Polnisch Livland (poln. Inflanty Polskie), und bis ins späte 19. Jahrhundert war Polnisch die Sprache der Oberschicht, der Bildung und der Katholischen Kirche. Das Niederlettische stand dagegen unter starkem Einfluss der deutschen Sprache und des deutschen Protestantismus. 

Der Vortrag erläutert die historischen gewachsenen Unterschiede in Sprache, Schrifttraditionen, Religion und ihre Rolle für die regionale und national Identität der Menschen in Lettgallen. Er dazu ein, eine der weniger bekannten Sprachen Europas kennenzulernen, sowie sich allgemein mit der Frage auseinanderzusetzen, wie eine Sprache definiert wird und für wen das wichtig ist.

Zur Person: Nicole Nau ist seit 2004 Professorin für Sprachwissenschaft an der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań (Posen). Von 2001 bis 2004 lebte sie in Riga. Sie studierte Allgemeine Sprachwissenschaft, Slavistik (Russisch) und Informatik in Hamburg und Kiel. An der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel wurde sie 1994 promoviert und 2001 habilitiert. Ihre Forschungsinteressen umfassen die Beschreibung der lettischen und lettgallischen Grammatik aus typologischer Sicht und mit korpuslinguistischen Methoden, Vergleich des Lettischen mit seinen Nachbar- und Kontaktsprachen, Sprachkontakt im Ostseeraum, Lexikographie, Entwicklung und Gebrauch des Schreibens, Soziolinguistik der „kleineren“ Sprachen Europas und anderes.