Der Sohn des göttlichen Nerva und regierender Kaiser, Nerva Traianus Augustus Germanicus, Pontifex Maximus, zum vierten Male Inhaber der tribunizischen Gewalt, Vater des Vaterlandes und zum dritten Mal Konsul, hat Gebirge und Strom überwunden und diese Straße gebaut.”
(Instinsky 1943: 33-38)
So lautet die bekannte Inschrift auf der „Tabula Traiana”, die unmittelbar auf die römische Besiedlung des Donauraums [an der heutigen Grenze zwischen Serbien und Rumänien] verweist. Bezogen wird sich dabei auf den berühmten römischen Kaiser Trajan, unter dessen Herrschaft (98. – 117. n. Chr.) das Römische Reich die größte Ausdehnung erreichte, am nördlichen Ende bis zur Donau und noch weiter. Ihm ist es so als Erster gelungen das Dakerreich zu erobern.
Die dakischen Stämme ließen sich bereits im 5. Jh. v. Chr. im den westlichen Schwarzmeergebieten und in den Karpaten nieder. Erst im 1. Jh. n. Chr. wurden die Daker unter König Burebista vereint und das Dakerreich umfasste etwa das Gebiet des heutigen Rumäniens, ohne die Dobrudscha (Strobel 1984: 41).
Die Daker stellten für längere Zeit eine Gefahr für die Römer dar. Bereits die Vorläufer Trajans mussten sich öfter mit dakischen Überfällen konfrontieren, die sogar zu den so genannten Dakerkriegen führten. Nach dem Friedensschluss des Kaisers Domitians mit dem dakischen König Decebal im Jahre 89. n. Chr. war die Donau für die Römer von besonderer Bedeutung zur Sicherung der Grenzen zwischen dem Dakerreich und dem Römischen Imperium (ebd.: 155). Die Donaugrenze stellte eine unmittelbare strategische Notwendigkeit dar.
Es war Kaiser Trajan, der sich für die Sicherheit der Donaugrenze aktiv engagiert hatte. Aus diesem Grund ließ er eine Donaustraße bauen, an welche heute die Trajanstafel erinnert. Der Bau der Straße wurde im Jahre 100. n.Chr. abgeschlossen und führte im heutigen Serbien von Golubac bis Kladovo unterhalb der Schlucht des Eisernen Tors. Dieser Straßenabschnitt war eine Fortsetzung der 45 n. Chr. gebauten römischen Militärstraße, von Westen nach Osten verlängert (Instinsky 1943: 33-38). Mit Hilfe dieser strategisch sehr gut gelegenen Militärstraße ist es dem Kaiser Trajan gelungen, das Dakerreich in 106 n. Chr. endgültig zu erobern und das Römische Imperium um die neue Provinz „Dakien” zu erweitern. Das Interesse Trajans an der Eroberung des Dakerreichs war nicht nur eine Frage der Gefahr, vielmehr lagen seine Interessen darin sich der großen materiellen Ressourcen in den dakischen Siedlungsgebieten zu ermächtigen, besonders der Metalle und Edelmetalle (Strobel 1984: 156). Dadurch wurde es Trajan ermöglicht, eine erfolgreiche Expansionspolitik zu führen und sein Reich durch neue Infrastruktur, Aufbau neuer Städte und Bauwerken zu bereichern.
Neben Feldforschungsaktivitäten und Kennenlernen der Vertreter der vlachischen, altserbischen oder auch Roma-Minderheit, hatten wir auf unserer Exkursion im Timok-Tal die Gelegenheit, Erinnerungsorte der römischen und dakischen Zivilisation zu besichtigen und kennenzulernen. Auf einer kurzen Bootsfahrt konnten wir die Trajans Tafel direkt von der Mitte der Donau aus an der serbischen Küste bewundern. Obwohl die Tafel relativ klein war (3,2 Meter lang und 1,8 Meter hoch), haben wir uns alle gewundert, wie es möglich war sie wegen des Wasserkraftwerkbaus in den 70er Jahren um 30 Meter nach oben zu versetzen. Da sie in die Felsen gemeißelt wurde, ist es ziemlich schwer vorstellbar. Wenn auch dieses Denkmal auf viele Touristen vielleicht nicht besonders beeindruckend wirken mag, eine Bootsfahrt am Donauspiegel kann sehr abenteuerlich und gleichzeitig durch den Blick auf die Natur beruhigend sein.
Unter anderem kann man an dem gleichen Ort sogar mehrere Sehenswürdigkeiten besichtigen, das Felsenkloster Mraconia und ein Reliefbild des dakischen Königs Decebal. Das alles ist den Besuchern am Beginn des Beckens von Orșova zugänglich, an der rumänischen Seite der Donau. Der majestätische „Kopf” von Decebal lockt besonders die Reisenden auf der serbischen Seite an. Ein Blick über die Donau und man kann ihn nicht übersehen. 40 Meter hoch, in die Felsen gemeißelt, ragt er bis in den Himmel. Man überlegt, wann er gefertigt wurde und denkt dabei, er müsste sicher sehr alt sein. Falsch! Der Bau begann erst 1994 und wurde im Jahre 2004 fertig gestellt. Die Kosten beliefen sich auf 1 Million US-Dollar. Glücklicherweise waren es keine Steuergelder, sondern eine Privatinvestition. Wie schon der Text unter dem Gesicht Decebals sagt: „DECEBALUS REX; DRAGAN FECIT” (Decebal, der König, von Drăgan gebaut), wurde der Bau des Reliefbilds von einem Historiker und Geschäftsmann namens Iosif Constantin Drăgan initiiert. Dabei ist das Bildrelief des Gesichts Decebals ein Zeichen für den Nationalstolz bezüglich der „dakischer Herkunft” der Rumänen, der in Rumänien immer noch stark präsent ist.
Neben der Tabula Traiana und weiteren römischen Dnkmälern am Donauufer lässt sich feststellen, dass der Donauraum bereits zur damaligen Zeit von großer Wichtigkeit war, besonders aus geopolitischer Sicht. Ebenso bildet die Donau heutzutage die Grenze zwischen verschiedenen europäischen Staaten, nicht nur zwischen Serbien und Rumänien.