Der Balkan hat seine eigenen Schotten – die Bewohner von Gabrovo. Auf ihren sprichwörtlichen Geiz sind sie stolz und verlachen sich selbst in ihren berühmten Gabrovoer Witzen. Wer schon mal aus einem Becher mit gezackten Rändern Wasser getrunken hat, der muss zu Gast in Gabrovo gewesen sein.

Gabrovo besitzt ein Juwel: Das Freiluftmuseum Etăra – ein Modelldorf mit zwei gepflasterten Straßen, einer Wassermühle, die heute noch zur Teppichreinigung benutzt wird, einer kleinen Kirche, mehreren Häusern, Werkstätten und Läden sowie einem altertümlichen Café, wo Kaffee nach orientalischer Art angeboten wird. Dort konnten wir uns in die Welt des 18./ 19. Jhs. zurückversetzen, als im Winter die Großfamilien zusammen in einem Raum und im Sommer auf der geräumigen Holzterrasse geschlafen haben. Wir sahen uns das Interieur der traditionellen Behausungen an, bewunderten die Mode des 19. Jhs. und schauten den Handwerkern bei der Glocken- und Instrumentenherstellung über die Schulter, wobei die Mutigsten von uns sogar etwas selbst ausprobieren durften.

Željana bastelt eine Flöte im Ethnographischen Freilichtmuseum Etâra

In Gabrovo wurde 1835 die erste weltliche Schule gegründet, in der in bulgarischer Sprache unterrichtet wurde – das Aprilovo-Gymnasium. Darauf sind die Gabrovoer sehr stolz, und so gründeten sie ein interaktives Bildungsmuseum, das sich im Stadtzentrum befindet. Hier haben wir alles über das bulgarische Bildungssystem im Wandel der Zeiten erfahren – von pädagogisch-didaktischen Unterrichtskonzepten bis zu Schuluniformen. 

Im Bildungsmuseum von Gabrovo 

Um ihrem Ruf als Hauptstadt des Humors und der Satire gerecht zu werden errichtete die Stadt 1972 das Museum des Humors und der Satire. Dort haben wir uns die Bilder, Karikaturen und witzigen Gebrauchsgegenstände angeschaut, die auf mehreren Ebenen ausgestellt sind. Was nur Wenige wissen: Alle zwei Jahre wird in Gabrovo die internationale Biennale des Humors und der Satire organisiert.

Lachen vor den Zerrspiegeln im Museum des Humors und der Satire in Gabrovo 

Als unschön empfunden wurde von den Studierenden die Architektur von Gabrovo und sein Stadtbild im Allgemeinen. Nasrin äußert sich dazu folgendermaßen: „Gabrovo hat für mich einen eher sozialistischen Charme. Zuerst war ich von der Stadt nicht besonders angetan, bis mir bewusstwurde, dass die sozialistische Komponente absichtlich in die Exkursion eingeplant war.“