Was ist das Besondere an Bulgarien? Korruption, Kriminalität und Krisen? Keinesfalls, wissen die Kulturforscher der Balkanregion.

Was ist das Schönste an Bulgarien? Strand, Schwarzmeerküste und Schafskäse? Die Bulgarien-Begeisterten sind sich einig: Es sind die Menschen. Doch hierzu unsere Exkursionsteilnehmerin Nasrin: 

Wie sind die Bulgaren eigentlich? Diese Frage ist schwer zu beantworten, darum möchte ich lieber erzählen, was mir im Vorfeld unserer Exkursion passiert ist. Nachdem ich in Sofia gelandet bin nahm ich den Stadtbus, um vom Flughafen ins Stadtzentrum zu gelangen. Dieser kostet einen schlappen Lev (das sind 50 Cent), aber für Gepäckstücke, die größer als 50x40x25 cm sind, muss man eigentlich eine zusätzliche Fahrkarte lösen. Während meiner früheren Bulgarien-Aufenthalte hatte ich jedoch schon in bulgarischen Bussen Bulgaren mit 70 Kilo Handgepäck, das auf vier kleinkarierte Tüten mit Reißverschluss verteilt war, erlebt, die für ihr Gepäck niemals bezahlen mussten. Also habe ich für meinen Wanderrucksack ebenfalls kein Extra-Ticket gelöst. Nun kamen die Kontrolleure, ich zeigte mein Ticket und sie fingen an, miteinander zu flüstern. Nach einer kurzen Lagebesprechung fragten sie mich ganz entschlossen, ob ich einen Fahrschein für mein Gepäck hätte. Um ihrer Frage Gewicht zu verleihen, fingen sie an, mit einem ausziehbaren Messband meinen Rucksack auszumessen. Es war sofort klar, dass der zu groß war, da hätte sich nicht mal der Rosenölhändler Baj Ganju rausreden können. Ich gab alles zu und wurde aufgefordert, an der nächsten Haltestelle auszusteigen und 40 Leva Strafe zu bezahlen. In diesem Augenblick brach unter meinen Mitreisenden ein regelrechter Tumult aus. Auf die Kontrolleure wurde von allen Seiten eingeredet. Die Diplomatischeren argumentierten, dass der Wanderrucksack kein großes Gepäckstück sei, da man ihn auf dem Rücken trägt. Die Angriffslustigeren debattierten heftig über die verfehlte Geschäftspolitik von bulgarischen Verkehrsunternehmen. Einer hielt mich am Arm fest, um sicherzugehen, dass ich nicht doch noch aussteige. Die Kontrolleure schienen nicht sonderlich überrascht zu sein. So gelassen wie möglich stiegen sie an der nächsten Bushaltestelle aus. Alle Busreisenden freuten sich, mit mir zusammen, über ihren Sieg. Für alle Fälle erhielt ich von einem der Passagiere eine Fahrkarte, falls ich noch Mal kontrolliert werde.