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Mit den Worten "Polen, Freiheit und Romantik" machten wir uns auf die Reise nach Gdańsk, um dort nicht nur unsere Sprachkenntnisse anzuwenden, sondern auch unser Wissen aus der Pflichtlektüre zur Schau zu stellen. An unserem ersten Tag besuchten wir das Solidarność-Museum. In den folgenden drei Stunden hatten wir die Möglichkeit, uns individuell mit der Geschichte dieser Bewegung auseinanderzusetzen.
Anschließend führten wir ein interessantes und hitziges Gespräch mit einem Experten. Einige Studierende hatten vor allem Fragen zu den „vergessenen“ Frauen der Solidarność und ihrer nicht ausreichend gewürdigten Rolle in der Ausstellung. Zwar wurden sie hier und da erwähnt, doch persönlich verließ ich den Ort mit den Namen der wichtigen Männer im Kopf und nicht den der Kämpferinnen.
Bei meiner vorherigen Recherche stieß ich auf den Dokumentarfilm „Die Frauen der Solidarność“, produziert 2012 von Marta Dzido und Piotr Śliwowski. Dieser Film, der kostenlos in der Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung verfügbar ist, lohnt sich sehr anzusehen. Er rekonstruiert die vergessene Seite der Bewegung und sucht nach Antworten auf die Frage, weshalb die Frauen von der offiziellen Geschichtsschreibung so oft ignoriert wurden. Die Dokumentation bot mir neue Perspektiven und ließ mich verstehen, wie bedeutend die Beiträge der Frauen tatsächlich waren. Sie demonstrierten an vorderster Front, organisierten Streiks, kämpften im Untergrund und führten riskante Aktionen durch, um für die Freiheit und Rechte aller Pol*innen zu kämpfen.
Einer der inspirierendsten Aspekte der Dokumentation war das Porträt von Anna Walentynowicz, einer der Schlüsselfiguren der Solidarność. Ihr unermüdlicher Einsatz und ihre Bereitschaft, gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit zu kämpfen, beeindruckten mich und zeigten, dass der Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit nicht nur von Männern, sondern ebenso von mutigen Frauen geführt wurde. Walentynowicz war beispielsweise eine der Initiatorinnen des Streiks in der Lenin-Werft in Danzig im August 1980, der schließlich zur Gründung der Solidarność führte.
Die Erkenntnisse aus diesem Film begleiteten mich während unseres gesamten Aufenthalts in Gdańsk. Die Stadt selbst, mit ihrer reichen Geschichte und kulturellen Vielfalt, bot zahlreiche weitere Gelegenheiten, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und die Spuren der Freiheitsbewegungen zu entdecken. Dabei lernte ich, dass für die Freiheit ein Zusammenspiel vieler verschiedener Stimmen nötig ist und stets der Wille zur Veränderung und Anpassung an den Zeitgeist erforderlich.
Am Ende unserer Reise verließen wir Gdańsk mit einem Gefühl der Erfüllung und der Erkenntnis, dass wahre Freiheit nur durch das Zusammenspiel vieler mutiger Menschen erreicht werden kann. Unsere Erfahrungen in Gdańsk, insbesondere die intensiven Auseinandersetzungen mit der Solidarność-Bewegung und den oft übersehenen Frauen, haben uns inspiriert und werden uns sicherlich noch lange begleiten.