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Der Film „Der Mann aus Eisen“ von Andrzej Wajda aus dem Jahr 1981 ist ein bedeutendes Werk der polnischen Filmgeschichte, das sich mit dem Thema der Freiheitsbewegung in Polen befasst. Der historische Kontext des Films ist die Solidarność-Bewegung, die in den 1980ern Jahren gegen das kommunistische Regime Polens kämpft (Salwa, 2016). Im Rahmen ihrer Exkursion nach Gdańsk hatten die Slawistik-Studierenden aus Jena die Gelegenheit, im Europäischen Zentrum der Solidarność die Geschichte dieser Bewegung näher kennenzulernen. Vor diesem Hintergrund untersucht der folgende Essay, wie der Regisseur Andrzej Wajda die Priorität der Freiheit darstellt und wie der Film als Beispiel für Zensur und die daraus resultierende Einschränkung der Freiheit dient.
Die Handlung des Films konzentriert sich auf die Ereignisse rund um den Streik in der Danziger Werft im Jahre 1980. Die Hauptfigur, Maciek Tomczyk, setzt den Kampf seines Vaters Mateusz Birkut fort, der die zentrale Figur in Wajdas früherem Film „Der Mann aus Marmor“ (1976) war (Khalid, 2017). Vater und Sohn stehen symbolisch für zwei Generationen in Polen, die für ihre Freiheit und Rechte kämpften. Im Film werden Szenen politischer Demonstrationen und Streiks gezeigt, die das Verlangen des polnischen Volkes – insbesondere der Arbeiter – nach Freiheit, besseren Arbeits- und Lebensbedingungen sowie Solidarität darstellen.
Wajda verwendet die Werft unter anderem dazu, die Hoffnung auf Freiheit visuell darzustellen; dort kommen die Arbeiter zusammen, um für ihre Rechte zu kämpfen. Die Massenversammlungen, die gezeigt werden, unterstreichen die Entschlossenheit der Menschen, sich gegen die Unterdrückung zu wehren.
Nach der Veröffentlichung des Films in Polen im Sommer 1981 wurden einige Szenen von „Der Mann aus Eisen“ zensiert. Wie der Regisseur Andrzej Wajda berichtet, mussten Szenen, die beispielsweise Kritik am Staat oder der Miliz darstellten, herausgeschnitten werden. Besonders stark wurde der Teil des Films von der Zensur beschnitten, der die Ereignisse von Dezember 1970 zeigte (Salwa, 2016). In dieser Zeit kam es in mehreren Städten an der polnischen Ostseeküste zu brutal niedergeschlagenen Arbeiterprotesten, bei denen mindestens 45 Menschen ums Leben kamen und mehr als 1100 verletzt wurden (BpB). Dieses radikale Vorgehen des Staates gegen die kulturelle Freiheit machte die Aussage des Films umso bedeutsamer. Die Regierung versuchte, ihren Einfluss sowie die Stimmen der Arbeiter der Danziger Werft zu unterdrücken. Der Film kam am 27. Juli 1981 heraus. In den wenigen Monaten bis zur Verhängung des Kriegsrechtes am 12. Dezember 1981 haben ihn ca. 5 Millionen polnische Zuschauer gesehen.
Trotz der Eingriffe der polnischen Zensur gelang es dem Film, auf internationaler Ebene Anerkennung zu gewinnen (Rojek, 2011). 1981 wurde er mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet (Khalid, 2017). Während unseres Besuches im Europäischen Zentrums der Solidarność hatten wir die Chance, die Goldene Palme als auch die Fotos von der Zeremonie in Cannes zu sehen.
Die Zensurmaßnahmen hatten tiefgreifende Auswirkungen auf die Kunst und die Meinungsfreiheit in Polen. Künstler, darunter auch Regisseure, mussten kreative Wege finden, um ihre Botschaften zu verbreiten, zum Beispiel unter Verwendung von Metaphern (Szpakowska, 1981).
Filme wie „Der Mann aus Eisen“ spielten eine zentrale Rolle im Widerstand gegen die staatliche Unterdrückung und im Kampf gegen die Zensur. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass in „Der Mann aus Eisen“ authentische Archivaufnahmen der Ereignisse des Jahres 1970 in Danzig verwendet wurden. Wajda nutzte Aufnahmen, die fast 10 Jahre streng unter Verschluss gehalten und erst kurz vor Fertigstellung des Films freigegeben wurden (Kornacki, 2017). Der Film dokumentierte deshalb nicht nur die damaligen Ereignisse, sondern inspirierte auch andere Menschen, sich gegen das Regime zu stellen.
Das Beispiel des Films „Der Mann aus Eisen“ zeigt eindrucksvoll das Streben nach Freiheit und die Herausforderungen, die durch Zensur und staatliche Repression entstehen. Andrzej Wajda gelang es trotz massiver Zensurmaßnahmen in Polen, der Welt einen Film zu präsentieren, der die Kraft und den Willen der polnischen Arbeiterbewegung feiert und zugleich die Einschränkungen der Meinungsfreiheit verdeutlicht, wodurch sich Menschen in anderen Ländern zunehmend für die Ereignisse in Polen interessierten. Der Film bleibt ein wichtiges Dokument des Widerstands und ein Beispiel dafür, wie Kunst die Grenzen der Freiheit erweitern kann.
Literatur
Bundeszentrale für politische Bildung (BpB): Vor 50 Jahren: Dezember-Aufstand in Polen. https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/322879/vor-50-jahren-dezember-aufstand-in-polen/
Khaldi, T. (2017, 21. Mai). 1981: Andrzej Wajda wins the Palme d’or for Człowiek z Żelaza (Man of Iron). https://www.festival-cannes.com/en/2017/1981-andrzej-wajda-wins-the-palme-dor-for-czlowiek-z-zelaza-man-of-iron/
Kornacki, K. (2017). Tworzenie obrazu przeszłości w trylogii robotniczej Andrzeja Wajdy. Przestrzenie Teorii. (27), 77-92.
Rojek, P. (2011, 10. Juni). 50 najlepszych polskich filmów wszech czasów: 35. Człowiek z żelaza (1981, reż. Andrzej Wajda). https://esensja.pl/film/publicystyka/tekst.html?id=12163&strona=2#strony
Salwa, O. (2016, 27. Juni). 35-lecie premiery „Człowieka z żelaza”. https://pisf.pl/aktualnosci/35-lecie-premiery-czlowieka-z-zelaza/
Szpakowska, M. Prawdy i nieporozumienia. Kino. (8), 1981: 9-12.