Denkmal KZ Płaszów/ Krakau v. 1964

Dr. Immo Rebitschek

Osteuropäische Geschichte
Denkmal KZ Płaszów/ Krakau v. 1964
Foto: Raphael Utz
Immo Rebitschek, Dr.
vCard
Lehrstuhl Osteuropäische Geschichte
Immo Rebitschek
Foto: Olja Zubova (bereitgestellt durch Europäische Universität St. Petersburg)
Raum 106
Fürstengraben 13
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link
Sprechzeiten:
24./25.7. jeweils 13 - 14:30 Uhr
22.8. 13:00 - 14:30 Uhr
11.9. 13:00 - 14:30 Uhr
  • Vita
    • 10/2006 - 03/2011 Magisterstudium der Neueren Geschichte, Germanistik und Religionswissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

    • 10/2012 – 11/2015 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Graduiertenschule des Imre Kertész Kollegs Jena

    • 09/2016 – 12/2016 Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Leitung des Projektbereichs Geschichte und Öffentlichkeit) am Imre Kertész Kolleg Jena (Vertretung)

    • 02/2017 Abschluss der Promotion (Thema: „Die Selbstdisziplinierung der Diktatur. Die Geschichte der sowjetischen Staatsanwaltschaft in Molotov, 1938 bis 1956“)

    • 04/2017 – 05/2017 Stipendiat des Deutschen Historischen Instituts Moskau

    • 10/2017 – 09/2018 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung Osteuropäische Geschichte der Justus-Liebig Universität Gießen

    • Seit 10/2018 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte der FSU Jena
  • Forschung

    Forschungsinteressen

    • Imperialer Zusammenbruch, Revolution und Bürgerkrieg in Russland
    • Hungersnöte und Agrarkrisen im ausgehenden Zarenreich
    • Ukrainische Staats- und Nationsbildungsprozesse im 20. Jahrhundert
    • Stalinismus und Entstalinisierung
    • Strafjustiz in der Sowjetunion
    • Kollaboration und Strafverfolgung während und nach dem Zweiten Weltkrieg

    Aktuelle Forschungsprojekte

    Europa im Eis – Großbritannien, das geteilte Deutschland und Polen im Winter 1963

    Zwischen November 1962 und März 1963 erlebten Teile Europas den strengsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Andauernder Frost und starke Schneefälle über drei Monate hinweg brachten nicht nur Wirtschaftskreisläufe und Alltagsabläufe in urbanen und ruralen Gesellschaften beinahe zum Erliegen. Verkehrswege und selbst große Binnengewässer wie Bodensee und die Ostseeverbindungen zwischen den dänischen Inseln wurden begehbar und befahrbar. Das Grenzregime des Kalten Krieges wurde infrage gestellt. Fluchtversuche über das Eis aus der DDR und dem sozialistischen Polen sind ebenso überliefert wie die unaufhörlichen politischen Kampagnen – in Ost und West- dieser Wetterlage eine politische Lesart zu geben. Frost und Schneemassen wurden auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs zum Belastungstest des eigenen Gesellschaftsentwurfs erklärt. Zugleich hielten Biologen in Polen, in der DDR der BRD und auch die in Großbritannien fest, wie der Dauerfrost die Flora und Fauna auf nachhaltige Weise prägten. Tierarten starben aus oder setzten sich unerwartet durch.

    Das Projekt ergründet die Wechselwirkungen von Mensch und Umwelt vor dem Hintergrund des Systemkonflikts, für ein grenzübergreifende Umweltgeschichte im Kalten Krieg. Auf diese Weise sollen vor allem mit Blick auf Umweltaneignung, -deutung und -einhegung zentrale Fragen der Sozial-, Kultur-, Technik- und auch Tiergeschichte systemübergreifend adressiert werden. Wie veränderten Kälte und Schneemassen die Geschwindigkeit und Flexibilität industrieller Abläufe? Welche Folgen hatten die Wetterbedingungen für eine dynamische bzw. reglementierte Öffentlichkeit in liberalen und repressiven Gesellschaften? Inwiefern gestalteten und unterschieden sich Mensch-Tier-Beziehungen angesichts der drohenden Verendung von Millionen Nutztiere?

     

    Das Imperium und der Hunger: Identität, Teilhabe und Wirtschaftlichkeit im späten Zarenreich (1891-1914)

    Russlands Aufbruch ins 20. Jahrhundert führte durch eine Vielzahl von Katastrophen: neben Kriegen, Seuchen und Revolutionen erschütterte vor allem der Hunger beständig die Grundfesten des Imperiums. Seit 1891 führten Missernten zyklisch zu Nahrungsmittelknappheit in weiten Teilen der europäischen Provinzen Russlands. Auf Millionen Quadratkilometern Fläche schwanden die Ernteerträge, Jahr für Jahr erreichten Notrufe die Hauptstadt St. Petersburg, die Bevölkerung, wenn nicht vor dem Hungertod, so doch vor der Verelendung zu bewahren. Doch was als Geschichte von Agonie und Versagen eines sterbenden Imperiums überliefert wurde, birgt neue Einsichten als Geschichte der Krisenbewältigung.

    Die Definition und Bekämpfung von Hunger sind Kulturleistungen und zugleich das Produkt politischer und gesellschaftlicher Kraftanstrengungen. Das Projekt beleuchtet, wie Hungersnöte im ausgehenden Zarenreich als wirtschaftliche, politische und zivilisatorische Herausforderungen durch verschiedene Akteure wahrgenommen, beurteilt und bewältigt wurden. Wie gelang die Bewältigung immer wiederkehrender Ernteausfälle und welche Folgen ergeben sich aus dieser Auseinandersetzung für die Rollenerwartungen der Akteure an sich selbst und aneinander – als „Staat“ und als „Gesellschaft“?

    Das Projekt verfolgt auf der einen Seite, wie staatliche Funktionsträger zwischen 1891 und 1914 ein System der Krisenreaktion entwickelten und erprobten, das Russlands strukturelle Probleme nicht zu lösen vermochte, aber dafür Krisensymptome mildern, wirtschaftliche Schäden abfedern und gesellschaftliche Kräfte in autoritärer Weise für ein gemeinsames Anliegen einbinden konnte.

    Auf der anderen Seite wird deutlich, wie das liberale und revolutionäre Spektrum dieses System teilweise trug und zugleich daran zersplitterte. Weder in den Reihen der Duma noch im politischen Untergrund gelang die konsistente Auseinandersetzung mit dem Problem Hunger, auch weil es im Fahrwasser staatlich finanzierter Hilfsprogramme wenig Reibungsfläche gab, um eine eigene Strategie zu entwickeln.

    Am Beispiel Kazans und über Exkurse in multiethnische Peripherien untersucht das Projekt, wie die Autokratie soziale Missstände nicht einfach ausblendete, sondern Hunger als gesondertes politisches Problem aneignete und in Krisenzeiten das Imperium über die Kooptation lokaler Eliten, die Moderation diverser gesellschaftlicher Strömungen, die Festigung einer imperialen Identität und den Ausgleich wirtschaftlicher Belastungen zusammenhielt.

  • Publikationen

    Publikationen (Auswahl)

    Monographien

    • Die disziplinierte Diktatur. Stalinismus und Justiz in der sowjetischen Provinz, 1938 bis 1956. Köln/Weimar/Wien 2018.
    • The Disciplined Dictatorship: The Soviet Procuracy from Stalin to Khrushchev, 1938–1956 (in Vorbereitung bei Oxford University Press)

    Herausgeberschaften

    • Mit Timm Schönfelder/Corinne Gehring (Hrsg.): Special issue: Resources in Use: Visions and Practices in Late Imperial Russia and the Early Soviet Union (aktuell unter Begutachtung bei Jahrbücher für Geschichte Osteuropas)
    • Mit Barba Klich-Kluczewska/Joachim von Puttkamer (Hrsg.): Biopolitics in Central and Eastern Europe in the 20th Century: Fearing for the Nation. London 2022.
    • Mit Aaron B. Retish (Hrsg.): Social Control under Stalin and Khrushchev: The Phantom of a Well-Ordered State (in Vorbereitung bei University of Toronto Press, 2023).
    • Die Thüringer Landesgründung. Der Weg zum Freistaat über Wunsch, Programm und Reform 1989-1993, Erfurt 2010.

    Aufsätze/ Kapitel

    • Mit Timm Schönfelder/Corinne Gehring: Introduction to the Special Issue, in: diess. (Hrsg.): Special issue: Resources in Use: Visions and Practices in Late Imperial Russia and the Early Soviet Union (aktuell unter Begutachtung bei Jahrbücher für Geschichte Osteuropas)
    • The Working Hungry. Public Works and Human Resources in Late Imperial Russia, in: Immo Rebitschek/ Timm Schönfelder/Corinne Gehring: Introduction to the Special Issue, in: diess. (Hrsg.): Special issue: Resources in Use: Visions and Practices in Late Imperial Russia and the Early Soviet Union (aktuell unter Begutachtung bei Jahrbücher für Geschichte Osteuropas)
    • Autokratie in der Krise: Der Skandal um Vladimir Gurko und die russische Nahrungspolitik 1906/7, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 71,2 (2023), S. 212-238.
    • Die Ukraine und Russland – Imperiale Hypotheken, in: Wolfgang Benz (Hrsg.): Die Ukraine. Konfliktzone zwischen Russland und Europa. Geschichte und Gegenwart, Berlin 2023, S. 39-56.
    • Help at all Costs – Food Loans and Famine Relief in the Late Russian Empire, in: Cahiers du monde Russe 64, 1 (2023), S. 199-226.
    • Mit Aaron B. Retish: Introduction, in: Immo Rebitschek/Aaron B. Retish (Hrsg.): Social Control under Stalin and Khrushchev: The Phantom of a Well-Ordered State (in Vorbereitung bei University of Toronto Press, 2023)
    • From the Streets to the Court (and Back): Juvenile Delinquencies in the 1950s, in: Immo Rebitschek/Aaron B. Retish (Hrsg.): Social Control under Stalin and Khrushchev: The Phantom of a Well-Ordered State (in Vorbereitung bei University of Toronto Press, 2023).
    • Hungry and Different – “Otherness” in Imperial Famine Relief: 1891-92, in: Kati Parppei/Bulat Rakhimzyanov (Hrsg.): Images of Otherness in Russia, 1547-1917. Boston 2023, S. 329-353.
    • Golodnye i nepochožie: inakovost‘ i pomošč‘ golodajuščim (1891-1892), in: Kati Parppei/Bulat Rachimzjanov (Hrsg.): Obrasy „Drugich“ Rossii. 1547-1917 (in Vorbereitung 2025).
    • Mit Rayk Einax: Russisches Reich und Sowjetunion: 1914 bis 1929, in: Werner Daum (Hrsg.): Handbuch der europäischen Verfassungsgeschichte im 20. Jahrhundert (in Vorbereitung).
    • Vom Ende der Unantastbarkeit. Die sowjetische (Geheim)Polizei nach Stalins Tod (1953-1956), in: Thomas Grotum/Lena Haase/Georgios Terizakis (Hrsg.): Polizei in Umbruchssituationen. Herrschaft, Krise, Systemwechsel und „offene Moderne“. Wiesbaden 2022, S. 237-258.
    • Imperial Biopolitics: Famine in Russia and the Soviet Union, 1891 to 1947, in: Barbara Klich-Kluczewska/Joachim von Puttkamer/ders. (Hrsg.): Biopolitics in Central and Eastern Europe in the 20th Century: Fearing for the Nation. London 2022, S. 226-248.
    • Mit Joachim v. Puttkamer: Introduction, in: Barbara Klich-Kluczewska/Joachim von Puttkamer/ders. (Hrsg.): Biopolitics in Central and Eastern Europe in the 20th Century: Fearing for the Nation. London 2022, S. 1-7.
    • Statebuilding under Occupation. Pavlo Skoropadsky’s Hetmanate in 1918, in: Revolutionary Russia 32,2 (2019), S. 226-250.
    • Lessons from the Terror: Soviet Prosecutors and Police Violence in One Province, 1942 to 1949, in: Slavic Review 78,3 (2019), S. 738-757.
    • Feindbilder auf dem Prüfstand: Sowjetische Kollaborateure im Fokus der Revisionskommissionen, 1954 und 1955, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 65,2 (2017), S. 262-281.
    • Et al.: “Prosecution and Trajectories after 1945”, in: Robert Gerwarth/ Jochen Boehler (Hrsg.): The Waffen SS: A European History. Oxford 2016, S. 294-330.
    • Neuvermessung und Neugestaltung eines Erinnerungsortes: Die Gedenkstätte Permʹ-36, in: Raphael Utz/ Jörg Ganzenmüller (Hrsg.), Sowjetische Gesellschaftsverbrechen und Russische Erinnerung. Orte – Akteure – Deutungen. München 2014, S. 91-108.
    • Strafverfolgung im Stalinismus. Das Schicksal „Nicht-Politischer“ Häftlinge, in: Julia Landau/ Irina Scherbakowa (Hrsg.), Gulag. Texte und Dokumente 1929-1956. Göttingen 2014, S. 128-139.

    Zeitungsartikel

    • Das Theater der Diktatur, in: taz, 25.1.2017, S. 17.
    • Zwischen Pogromen, Terror und Vertreibung, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.11.2020, S.6.

    Rezensionen

    Sonstiges

  • Lehre

    Wintersemester 2024/25

    • Seminar: Einführung in die Südosteuropastudien (zus. mit Dr. Victoria Popovici/ Dr. Gergana Börger)

    Sommersemester 2024

    • Seminar: Der Erste Weltkrieg im östlichen Europa: 1912-1923
    • Seminar: An der Nahrungsfront – Hungerkatastrophen in der Sowjetunion, 1917-1947

    Wintersemester 2023/24

    • Seminar: Einführung in die Südosteuropastudien (zus. mit Dr. Victoria Popovici/ Dr. Gergana Börger)
    • Seminar: Lese- und Schreibwerkstatt: Michail Gorbacev und das Ende der Sowjetunion - 1985-1991

    Sommersemester 2023

    • Seminar: Stalinismus – eine sowjetische Epoche (1928-1956)
    • Seminar: Kampf ums Dorf: Russlands Bauern zwischen Leibeigenschaft und Kolchose (1861-1932)

    Wintersemester 2022/23

    • Seminar: Einführung in die Südosteuropastudien (zus. mit Dr. Victoria Popovici/ Dr. Gergana Börger)
    • Seminar: Umbruch nach Westen? - Russland unter Peter I. (1672-1725)

    Sommersemester 2022

    • Seminar: Besatzungsgesellschaften: Alltag und Überleben in der Ukraine, 1941-1944
    • Seminar: Revolutionäre Bewegungen und revolutionäres Denken in Russland – 1815 bis 1917

    Wintersemester 2021/22

    • Seminar: Einführung in die Südosteuropastudien (zus. mit Dr. Victoria Popovici/ Dr. Christoph Giesel)
    • Übung: Rule of Law? Herrschaft und Konstitution in Russland und der Sowjetunion (1906-2020)

    Sommersemester 2021

    • Seminar: Zwischen den Blöcken? Jugoslawien im Kalten Krieg, 1943-1991
    • Seminar: Tschernobyl, 1986-2021: eine sowjetische Katastrophe und ihre globalen Folgen

    Wintersemester 2020/21

    • Seminar: Einführung in die Südosteuropastudien (zus. mit Dr. Victoria Popovici/ Dr. Gergana Börger)
    • Lese- und Schreibwerkstatt: "Holodomor" - Stalins Hunger in der Ukraine, 1929-1933

    Sommersemester 2020

    • Seminar: An der Nahrungsfront - Hungerkatastrophen in der Sowjetunion, 1917-1947

    Wintersemester 2019/20

    • Seminar: Einführung in die Südosteuropastudien (zus. mit Dr. Victoria Popovici)
    • Seminar: Absolutismus aufgeklärt? Russland unter Katharina II. (1762-1796)
    • Lese- und Schreibwerkstatt: Juden im späten Zarenreich – Politik und Alltag zwischen Ausgrenzung und Emanzipation, 1804-1917

    Sommersemester 2019

    • Seminar: Jugoslawien im Krieg: Staatszerfall, Massengewalt und Neuordnung in Südosteuropa (1991-1999)
    • Seminar: Die „Ukrainische Revolution“, 1914-1920

    Wintersemester 2018/19

    • Seminar: Einführung in die Südosteuropastudien (zus. mit Dr. Victoria Popovici)
    • Lese- und Schreibwerkstatt: 1918 - Übergang und Zeitenwende in Europas Osten