Bild der Chroniken Ettenheim-Münster

Anne Greule, M. A.

Mittelalterliche Geschichte
Bild der Chroniken Ettenheim-Münster
Foto: Karlsruhe, Badische Landesbibliothek
  • Vita
    • 05/2022 Disputation zur Doktorarbeit „Prediger der Transformation. Alain von Lille und die Pariser Schulen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts“, Gesamtprädikat „summa cum laude“, Gutachter*innen: Prof. Dr. Achim Hack (Jena), Prof. Dr. Sita Steckel (Münster), apl. Prof. Dr. Robert Gramsch-Stehfest (Jena)

    • 04-06/2017 und 10-12/2019 Forschungsstipendiatin am Deutschen Historischen Institut Paris

    • seit Oktober 2015 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Mittelalterliche
      Geschichte

    • 2015 Masterarbeit zur Mariologie des Alain von Lille

    • 2014 - 2015 Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit bei Prof. Dr. Susanne Daub

    • 2013 - 2015 Masterstudium 'Mittelalterstudien' in Jena

    • 2010 - 2015 Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes

    • 2013 Bachelorarbeit über 'behinderte' Priester in der Kanonistik

    • 2011 - 2012 einjähriger Studienaufenthalt an der University of Jyväskylä (Jyväskylän Yliopisto), Finnland

    • 2010 - 2013 Tutorin am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte bei Prof. Dr. Achim Hack

    • 2009 - 2013 Bachelorstudium der Geschichte und Latinistik in Jena
  • Forschung
    • mittelalterliche Ideengeschichte, Kanonistik, Dis/ability History, Handschriftenkunde
    • Dissertation: Prediger der Transformation. Alain von Lille und die Pariser Schulen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, Diss. Jena 2022.

    Blickt man mit einem eher institutionengeschichtlichen Interesse auf die Entstehung der Universität Paris, so scheinen zumindest einige Daten sicher: Anfang des 13. Jahrhunderts finden sich in den Quellen erstmals Kollektiv-Bezeichnungen für die Gemeinschaft der Lehrer und Schüler, wie universitas. Außerdem gibt es Hinweise auf Statuten. Zur Mitte des Jahrhunderts hin sollten sich Organe wie die Fakultäten und das Rektorenamt ausprägen. Wenngleich auch unter dieser Perspektive noch Fragen offen sind, so stellt sich doch noch drängender die Frage, wie es zur Formierung einer völlig neuartigen Institution des Wissens kommen konnte. Zahlreiche Faktoren wurden hierfür von der Forschung herausgearbeitet. Zu wenig beachtet wurde bislang jedoch, dass die stetig wachsenden Schulen mit ihrer fluktuierenden personellen Zusammensetzung gemeinsamer Ziele und Praktiken, Erzählungen und Vorbilder bedurften, um zu einer Gemeinschaft werden zu können. 

    Daraus ergibt sich, dass die Phase vor der universitären Institutionalisierung, also etwa die Jahre 1150 bis 1200, sich als ein Prozess begreifen lässt, in welchem die beteiligten schulischen Akteure die Grundlagen ihrer Tätigkeiten verhandelten. Aussagen zu Wissen, Wissenschaft und Bildung fallen nicht in einem ideengeschichtlichen Vakuum. Sie sind, so die These, Zeugnis dessen, wie die Zeitgenossen auf Veränderungen reagierten; Veränderungen, die durch das Wachstum der Schulen sowie durch neu entdeckte Texte und neue wissenschaftliche Methoden hervorgerufen wurden. Indem die Beteiligten an diesem Aushandlungsprozess mitwirkten, schufen sie auch die Grundlagen für künftiges gemeinschaftliches Handeln folgender Generationen.

    Was das konkret bedeutet, wurde in der vorzustellenden Arbeit mit einer akteurszentrierten Perspektive untersucht. Im Fokus steht der Magister Alain von Lille (gest. 1202/03), der der Forschung vor allem als Verfasser von Dichtungen und theologischen Werken bekannt ist. Die Auswertung seiner bislang nur wenig berücksichtigten und kaum edierten Predigten zeigt, wie die Akteure des Pariser Schulwesens in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts versuchten, über die Grundlagen ihres Schaffens zu reflektieren, ihre Rolle zu definieren, ihr Wirken mit einem ethischen Fundament zu versehen und schließlich ihre diesbezüglichen Ansätze zu vermitteln.

    Ausgewertet wurde das Predigtwerk in drei Kapiteln, die Alains Vorstellungen von Wissenschaft und Erkenntnis, von Lehren und Lernen sowie deren Vermittlung herausarbeiten. Sie zeigen, wie Alain von Lille die fachliche Suprematie der Wissenschaft Theologie absichern wollte, wie er ältere Ideale des Lehrens und Lernens für die neuen Gegebenheiten in Paris adaptierte und schließlich mit der Figur der Maria eine scholastische Identifikationsfigur kreierte, die in den Predigten seine Idealvorstellungen perfekt verkörperte. Die Arbeit stellt damit dar, wie in einer offenen, kontingenten historischen Situation ein Zeitgenosse auf Veränderungen an den Pariser Schulen reagierte. Außerhalb seines Horizontes musste liegen, dass er damit Teil eines von vielen Stimmen getragenen Aushandlungsprozesses war, der die Voraussetzungen für eine neue Institution mit kreierte. Alain von Lille, freier Magister und ausdauernder Prediger, versuchte, die im Wandel begriffenen schulischen Gemeinschaften zu stabilisieren, indem er sie auf gemeinsame epistemische Ziele, Methoden und Werte verpflichtete.

    Die Dissertation trägt somit dazu bei, den Entwicklungsprozess der Pariser Schulen hin zur Universität Paris besser zu verstehen, indem die Predigten des Magisters Alain von Lille erstmals umfassend wissensgeschichtlich ausgewertet wurden. Zusätzlich wurde Alains homiletisches Werksverzeichnis grundlegend überarbeitet (Anhang 1 der Arbeit) und eine Edition zweier Predigten erstellt (Anhang 2 der Arbeit). Basierend auf einem dezidiert historischen Erkenntnisinteresse werden in der Arbeit in hohem Maße Erkenntnisse der Philosophie- und Theologiegeschichte und der mittellateinischen Philologie verarbeitet und mit grundwissenschaftlichen und philologischen Methoden verknüpft.

  • Publikationen
    • Curiositas und Wissbegier im Predigtœuvre des Alain von Lille, in: Curiositas, hrsg. v.  Andreas Speer und Robert Maximilian Schneider (Miscellanea Mediaevalia, 42), im Druck.
    • Das Eingangsgedicht der „Goldenen Bulle“ Karls IV. in der handschriftlichen Überlieferung, in: DA 76,1 (2020), S. 97-150.
    • Knowledge and temporal felicity in Albert the Great and Alan of Lille, in: Przegląd Tomistyczny XXV (2019), S. 9-49 [mit Lisa-Maria Knothe]
    • [mit Friederike Stöhr] Art. "Der Körper der Geistlichen: Mittelalterliche Kanonistik und Rechtspraxis", in: Dis/ability history der Vormoderne. Ein Handbuch, hrsg. von Cordula Nolte, Bianca Frohne, Uta Halle und Sonja Kerth, Affalterbach 2017, S. 303-305.
    • [mit Ludwig Schmugge und Friederike Stöhr] Art. "Klerus - wieviel Normabweichung darf sein?", in: Dis/ability history der Vormoderne. Ein Handbuch, hrsg. von Cordula Nolte, Bianca Frohne, Uta Halle und Sonja Kerth, Affalterbach 2017, S. 268-271.
    • Das ›a‹ im maneat. Thomas Müntzers Regenbogenfahne als Teil eines Diskurses, in: Zeitschrift für Thüringische Geschichte 65 (2011), S. 25-42.

    Übersetzungen

    • Abraham Hinckelmann, Vorwort, in: Al-Coranus S. Lex Islamitica Muhammedis, Filii Abdallae Pseudoprophetae, Hamburg 1694, [S. 17-18] (übersetzt von Anne Kathrin Greule), veröffentlicht in: Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte, <https://dx.doi.org/10.23691/jgo:source-45.de.v1Externer Link>
    • Mitwirkung an der Übersetzung von Defamatory Text Concerning Simon Lefmans, "Niedersächsische Nachrichten von Gelehrten neuen Sachen" [Lower Saxon Notices for New Learned Matters] of November 2, 1733 (Vol. LXXXVI), pp. 737-746. (translated by Richard S. Levy), edited in: Key Documents of German-Jewish History, <https://jewish-history-online.net/source/jgo:source-143Externer Link>

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