Neusumerische Königsinschrift

Wissenschaftliche Aufarbeitung der Hilprecht-Sammlung

Publikation, Katalogisierung und Digitalisierung
Neusumerische Königsinschrift
Foto: Hannah Bayer

Die wissenschaftliche Erschließung der Frau Professor Hilprecht Collection of Babylonian Antiquities der Friedrich-Schiller-Universität Jena kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Denn schon kurz nachdem die Objekte aus Hermann V. Hilprechts Schenkung 1926 aus Philadelphia in Jena eingetroffen waren, wurden sie zum Gegenstand altorientalischer Forschungen, die bis heute andauern. Diese Forschungsarbeiten lassen verschiedene Schwerpunkte erkennen:

Publikation

Die traditionelle philologische Aufarbeitung der keilschriftlichen Stücke wurde unter Julius Lewy und Oluf Krückmann aufgenommen und erfolgte zunächst – und zeittypisch – in Form von reinen Kopienbänden in der neu begründeten Reihe „Texte und Materialien der Frau Professor Hilprecht Collection“ (TMH). Diese Arbeiten wurden durch die Kriegswirren für viele Jahre unterbrochen, aber Ende der 1950er Jahre unter Inez Bernhardt wieder systematisch aufgenommen und von Joachim Oelsner fortgeführt. Das Ergebnis waren weitere TMH-Bände, darunter erstmals auch Editionsbände. Wenige Jahre nach der Wende wurde die Publikation der Sammlung unter Manfred Krebernik mit unvermindertem Elan in der wiederbelebten TMH-Reihe fortgesetzt, was sich in einer beachtlichen Anzahl weiterer Editionsbände niederschlug.

Katalogisierung

Parallel zur wissenschaftlichen Publikation der Objekte erfolgte die Inventarisierung der Sammlung, die sich aus verschiedenen Gründen als langwierige und anspruchsvolle Arbeit herausstellen sollte. Begleitet wurde sie durch konservatorische Maßnahmen zur Gewährleistung der Objektsicherheit, wie etwa das Zusammenfügen zerbrochener Stücke und das Brennen bislang ungebrannter Objekte.

Beispielseite aus dem Inventarbuch der Hilprecht-Sammlung

Foto: Hilprecht-Sammlung

Beispielseite des Katalogs auf HS online

Screenshot: Hilprecht-Sammlung

Digitalisierung

3D Scan der Tafel HS.2499 - Beispielansicht

Screenshot: Adrian C. Heinrich

Im Zuge der stetigen Weiterentwicklung der digitalen Dokumentationsmethoden wurde der Fokus zunehmend auch auf die Digitalisierung der Sammlung gerichtet. Einen Meilenstein stellt in dieser Hinsicht die langjährige und fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut (MPI) für Wissenschaftsgeschichte BerlinExterner Link unter der Leitung von Peter Damerow dar, aus der ab 2009 3D-Scans der meisten heute in der Sammlung befindlichen Objekte hervorgingen. Diese Scans sind gemeinsam mit dem digitalisierten Nachlass von Hilprecht onlineExterner Link frei zugänglich und bilden eines der größten digitalen Korpora dieser Art, das nicht zuletzt im Bereich der Digital Humanities verschiedenartige Forschungsprojekte angestoßen hat.

HS.758 Kreuzansicht

Foto: Taichuan Tang

Die Fortführung der Digitalisierung, d.h. insbesondere die Anfertigung verbesserter 3D-Scans und digitaler Fotografien der ca. 3000 Stücke, die vollständige Erfassung der Metadaten und deren Dissemination über eine Online-Plattform, gehört zu den wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre. Diese mittlerweile zum Standard gewordenen digitalen Reproduktionen ermöglichen eine detaillierte und präzise Erfassung der Objekte, die weit über das hinausgeht, was herkömmliche dokumentarische Methoden bieten können. Sie sollen nicht nur die wissenschaftliche Analyse und Dokumentation erleichtern, sondern auch dazu beitragen, die Objekte vor physischen Schäden durch häufige Handhabung zu schützen. Forscher und Forscherinnen weltweit können auf diese digitalen Ressourcen zugreifen, was einen niederschwelligen Zugang zu den Objekten ermöglicht und so die internationale Zusammenarbeit und den Austausch von Wissen fördert. Darüber hinaus bieten sie eine hervorragende Grundlage für innovative Ansätze in der Lehre und Wissensvermittlung, wie etwa virtuelle Ausstellungen und interaktive Online-Präsentationen. Bei diesen Tätigkeiten wird das Seminar für Altorientalistik durch die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB)Externer Link und die Electronic Babylonian Library (eBL)Externer Link der Ludwig-Maximilians-Universität München unterstützt. Auf diese Weise soll dieser „Schatz der Universität“ nicht nur Fachkreisen, sondern auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden.

Projektpartner und Förderung