Chile 50 Teaser

Zerstörung einer Bewegung. Die chilenische Linke und die Pinochet-Diktatur

Vortrag von Daniel Stahl (Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen)
Chile 50 Teaser
Foto: Malamemoria.cl

Hybride Veranstaltung

Daniel Stahl

Foto: Merian CALAS

16.01.2024, Jena

Dienstag 18:00 - 19:45
Raum 401, Ernst-Abbe-Platz 8

Der Historiker Daniel Stahl präsentierte mit seinem Vortrag "Zerstörung einer Bewegung. Die chilenische Linke und die Pinochet-Diktatur" eine Analyse der chilenischen Linken und den fortbestehenden Schäden an der Bewegung durch die Diktatur.

Anhand verschiedener Interviews mit Regimegegner:innen der Diktatur erzählte Stahl eine linke Geschichte. Seine Interviewpartner:innen waren aus diversen Hintergründen - der Stadt, dem Land, Mitglieder einer Partei, parteilos, unbewaffnet und bewaffnet. Trotz der Unterschiedlichkeiten ähnelten sich viele Biographien darin, dass das Leben als organisierte:r Regimegegner:in sich als finanziell und sozial prekär gestaltete. Eingebettet als kleines Rädchen in größere Prozesse zehrte der politische Kampf an der psychischen Gesundheit der Aktivist:innen. Die Entzerrung und Zerschlagung vieler politischer Organisationen belastet die chilenische Linke laut Stahl noch immer. Es war ihm wichtig, keine Geschichte "mit happy end" zu berichten. Einige der Interviewpartner:innen sind heute noch aktivistisch tätig jedoch nicht alle.

Zusammenfassung von Elsa Marie Steenbuck

Biografie

Daniel Stahl

Foto: Privat

Daniel Stahl studierte 2002 bis 2007 Geschichte und Deutsch an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und an der Universidad Nacional de Asunción in Paraguay. 2008 bis 2009 betätigte er sich als wissenschaftliche Hilfskraft der Unabhängigen Historikerkommission zur Geschichte des Auswärtigen Amtes in der Zeit des Nationalsozialismus und der Bundesrepublik. Darauf schloss er seine Promotion 2011 am Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts als Stipendiat der Gerda Henkel Stiftung ab. Er promovierte zum Thema „Nazijagd. Die justizflüchtigen NS-Täter in Südamerika und die Auseinandersetzung mit staatlichen Gewaltverbrechen seit 1945“. Bis 2022 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena und als wissenschaftlicher Sekretär des Arbeitskreises Menschenrechte im 20. Jahrhundert der Fritz-Thyssen-Stiftung. Als Fellow hielt er sich in London, Genf und Washington D.C. auf. Aktuell ebtätigt er sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und habilitierte 2023 zum Thema „Bedrohliches Geschäft. Die völkerrechtliche Regulierung des Waffenhandels in Zeiten imperialer Expansion“.

Bücher und Herausgeberschaften

  • (Hg. mit Jan Eckel) Embattled Visions. Human Rights since 1990. Göttingen 2022.
  • (Hg. mit Felix Brahm) Arms Regimes across the Empires, Special Issue, Journal of Modern European History 19:4 (2021).
  • (Hg. mit Fabián Almonacid): Memorias de la violencia y la justicia. Conversaciones con dirigentes de Derechos Humanos en el sur de Chile. Hamburg 2021.
  • (Hg.): Quellen zur Geschichte der Menschenrechte. Bd. 1: Lebensgeschichtliche Interviews, Bd. 2: Kommentierte Schlüsseltexte. Göttingen 2021.

Aufsätze und Artikel

  • Freedom Fighter. Weapons and Rights in the Cold War, in: Michael Homberg/Benjamin Möckel (Hg.): Human Rights and Technological Change. Conflicts and Convergences after 1945. Göttingen 2022, S. 189-209.
  • Verschwenderische Rüstungspolitik. Die Statistiken der US-Regierung über globale Militärausgaben, in: Jürgen Finger/Benjamin Möckel (Hg.): Ökonomie und Moral im langen 20. Jahrhundert. Eine Anthologie. Göttingen 2022, S. 238-251.
  • Adapting Human Rights to Democracy. The Chilean Society and the Legacies of State Violence, in: Jan Eckel/Daniel Stahl (Hg.): Embattled Visions. Human Rights since 1990. Göttingen 2022, S. 61-79.
  • Confronting US Imperialism with International Law. Central America and the Arms Trade of the Interwar Period, in: Journal of Modern European History 19:4 (2021), S. 489-509.
  • Useful Biographies. Raphael Lemkin, Benjamin Ferencz, and the Project of Liberal Internationalism at the Turn of the Millennium, in: Leora Bilsky/Annette Weinke (Hg.): Jewish-European Émigré Lawyers Twentieth Century International Humanitarian Law as Idea and Profession. Göttingen 2021, S. 188-201.
  • „The waste of the arms race must be apparent to all the world“. Zum Verhältnis von Entwicklungspolitik und Abrüstung im Zeitalter der Détente, in: Jürgen Dinkel/Steffen Fiebrig/Frank Reichherzer (Hg.): Nord/Süd. Perspektiven auf eine globale Konstellation. Berlin/Boston 2020, S. 241-262.
  • (Mit Jacob Eder) „In Deutschland herrscht Apartheid“. Solingen, Mölln und der Kampf um politische Partizipation, in: Tim Schanetzky/Tobias Freimüller/Kristina Meyer/Sybille Steinbacher/Dietmar Süß/Annette Weinke (Hg.): Demokratisierung der Deutschen. Errungenschaften und Anfechtungen eines Projekts, Göttingen 2020, S. 318-332.

Zeitungsartikel und Onlinepublikationen

  • Between German Fascism and US Imperialism. MCC and Paraguayan Mennonites of Fernheim during the Second World War, in: Intersections 9:4 (2021), S. 32-35.
  • Die Zerstörung eines politischen Projektes. Gruppenporträt überlebender Aktivist*innen aus der Allende-Zeit, in: Lateinamerika Nachrichten 559 (1/2021), S. 16-18.
  • „Warum kommen Sie erst jetzt?“, in: ZEIT Geschichte 6/2020, S. 72-73.
  • (Mit Jacob Eder) In den Neunzigern ist es schiefgegangen, in: ZEIT Online, 16.6.2020, URL: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-06/rassismus-deutschland-geschichte-demokratieExterner Link.
  • (Mit Darío Bursztyn) A Berlín!! Por nuestra y vuestra libertad, in: puroCHAMUYO, 9.5.2020, https://www.purochamuyo.com/a-berlin-por-nuestra-y-vuestra-libertad.

Forschungsschwerpunkte

Geschichte der europäisch-lateinamerikanischen Beziehungen

Geschichte der Menschenrechte und des Völkerrechts

Geschichte der Rüstungskontrolle