Mausoleum des Abū l-Futūḥ aṣ-Sīnī Ma Laichi, Linxia, Huasi Gongbei

Sino-arabische Textlektüre zum chinesischen Sufitum des 18./19. Jh.

Modul: (Aram VAI)
Mausoleum des Abū l-Futūḥ aṣ-Sīnī Ma Laichi, Linxia, Huasi Gongbei
Foto: Florian Sobieroj

Kursinhalt

Durch die Lektüre von ausgewählten Überlieferungen zur Biografie des Wiqāyatullāh Ma Mingxin马明心 soll an das Phänomen der islamischen Mystik in Nordwestchina (Provinzen Ningxia, Gansu, Qinghai) herangeführt werden, und zwar in ihrer arabischsprachigen literarischen Spiegelung. Der auf den „Pfadgründer“ (daozu 道祖) Ma Mingxin (1781 in Lanzhou hingerichtet) zurückgeführte Sufiorden (menhuan, d.i. der um das Mausoleum des Gründers organisierte Orden), al-Ǧahrīya (Zheherenye), hat seine Geschichte insbes. in zwei Werken, Rašaḥāt (von Guan Li Ye) und K. al-Ǧahrī (von Ma Xuezhi), niedergelegt. Die ältere der beiden Schriften, Rašaḥāt, enthält neben den arabischen auch zahlreiche persischsprachige Stücke – das in NW-China verbreitete Sufitum wurde ja überwiegend von zentralasiatischen Missionaren persischer (und türk.) Zunge eingeführt (das K. al-Ǧahrī ist fast ausschließlich auf Arabisch verfasst). Der von Mingxin gestiftete Ǧahrīya-Sufiorden hinwiederum wähnt sich im Besitz einer initiatischen Beziehung zu den Scheichen der Naqšbandīya im jemenitischen Zabīd, denen Mingxin auf der Mekkawallfahrt begegnet sein will.

Taḫmīs al-Burda, Ms. Xiji, Jeherenye Gongbei
Taḫmīs al-Burda, Ms. Xiji, Jeherenye Gongbei
Foto: Florian Sobieroj

Da die Lektüre der Mingxin-Biografie nach der arabischen Überlieferung des K. al-Ǧahrī im Mittelpunkt der LV stehen soll, sind fortgeschrittene Arabischkenntnisse unverzichtbare Teilnahmevoraussetzung. Zumindest Grundkenntnisse des Persischen und des Chinesischen sind des Weiteren erwünscht, wenn auch nicht unabdingbar (auch einige wenige chinesischsprachige Textstücke - oftmals schwer zu übersetzende Gedichtverse – sind in das K. al-Ǧahrī in arabischer Schrift, das sog. Xiao(er)jing 小儿经, inkorporiert). Die Texte liegen in Manuskriptform vor - wobei der Schreibstil ein chinesischer Duktus ist (ḫaṭṭ-i ṣīnī), in dem westliche Gelehrte den Einfluss der chinesischen Schrift erkannt haben. Islamische Gelehrte (Ahonge) der Hui-Ethnizität haben überdies chinesische Übersetzungen der einschlägigen Texte angefertigt.

Der Anfang der Biografie nach dem K. al-Ǧahrī wird als Scan den Kursteilnehmern zur Verfügung gestellt (weitere Scans können nachgereicht werden).

Auch externe Teilnehmer:innen sind willkommen.

Kursdetails

  • Wintersemester 2023/24, freitags, 16:00 - 18 Uhr c.t.
  • Online-Veranstaltung
  • Zur Anmeldung nehmen Sie bitte Kontakt zum Dozenten auf.

Literaturempfehlungen:

Lipman, Jonathan, Familiar Strangers: a history of Muslims in Northwest China, Seattle/London: University of Washington Press, 1997 (zum kulturellen Hintergrund).

Previato, Tommaso, Martyrdom and Frontier Banishments in the Official and Devotional Narratives of anti-Qing Uprisings: The Case of Jahri Sufi Women in 18-20th Century Gansu. Ming Qing Studies. Monograph No. 2, Rome 2020.

Sobieroj, Florian, The Chinese Sufi Wiqāyatullāh Ma Mingxin and the Construction of his Sanctity in Kitāb al-Jahrī, in: Asiatische Studien 2016, 70(1), 133-169.

Dozent

Florian Sobieroj, PD Dr.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
vCard
Professur Islamwissenschaft
Raum 101A
Zwätzengasse 4
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link