Blick in die neue Ausstellung „Herrscherbild – Bild von Herrschaft“.

Die Münzen der neuen Herrscher

Ausstellung des Orientalischen Münzkabinetts Jena 2022
Blick in die neue Ausstellung „Herrscherbild – Bild von Herrschaft“.
Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Münzen transportieren stets eine Botschaft, die über den nominellen Wert der Münze hinausreicht. Mit einem Herrscherbildnis auf den Münzen werden Machtansprüche untermauert. Die Münzprägung ist ein wichtiges Instrument politischer Herrschaft. Für die neuen Machthaber des arabischen Reiches bestand jedoch zunächst keine Notwendigkeit, eigenes Geld zu prägen. Die Herrscher importierten byzantinische Münzen und brachten sie in ihrem Einflussgebiet in Umlauf.

Wandel der Bildsprache

Bald aber ist ein Wandel der Bildsprache zu beobachten. Zunächst wurden die byzantinischen und sassanidischen Münzen mit ihren Herrscherbildern weiterverwendet. Später gingen die neuen Machthaber dazu über, die Münzen zu „überprägen“, d.h. sie mit eigenen Inhalten zu versehen oder sie in Neuprägungen zu imitieren. Schließlich verschwanden Bilder völlig von den Münzen. Sie wurden durch Textpassagen aus dem Koran und durch das Glaubensbekenntnis des Islams ersetzt.

Ins Arabische übernommen wurden die Bezeichnungen für die meisten Münzen. Aus dem byzantinischen follis wurde arabisch fals und die griechische Drachme wurde über den persischen drahm zum arabischen dirham. Das Wort für die arabische Goldmünze dīnār geht auf den lateinischen dēnarius zurück.

Islamische Expansion

Die früheste Münze des Orientalischen Münzkabinetts stammt aus dem Jahr 643 n. Chr., als Konstans II. in Byzanz herrschte. In jener Zeit eroberten arabische Truppen immer weitere Territorien des einstigen oströmischen Reiches und des sassanidischen Hoheitsgebiets. Nicht immer verlief die Eroberung blutig. Zahlreiche Städte, darunter Jerusalem, ergaben sich kampflos den neuen Herren.

Für viele Untertanen bedeutete dies zunächst in erster Linie, dass Abgaben nun an neue Herren zu leisten waren. Für die Juden und für Angehörige bestimmter christlicher Strömungen, die den Byzantinern als häretisch galten, brachte der Machtwechsel sogar eine Verbesserung, da sie keine Repressionen der byzantinischen Herrscher mehr zu fürchten brauchten. 

Der Dinar des Kalifen ʿAbdel Malik

Die wertvollste Münze der Sammlung ist ein goldener dīnār aus dem Jahr 696 n. Chr. mit dem Bildnis des Kalifen ʿAbdel Malik (reg. 685–705). Dieser schuf eine einheitliche Verwaltung für das neu entstandene islamische Großreich, führte Arabisch als Verwaltungssprache ein und ließ später einheitliche islamische Münzen prägen. Dabei gab man das byzantinische und sassanidische Bildprogramm auf und verwendete eine neuartige, allein auf arabischer Schrift basierende Gestaltung. Ein Podcast der BBCExterner Link beleuchtet den Kalifen und dessen Münzreform näher.

„Herrscherbild – Bild von Herrschaft“

27 Münzen des Orientalischen Münzkabinetts Jena wurden in der Ausstellung „Herrscherbild – Bild von Herrschaft“ gezeigt. Die Ausstellung wurde von Dominik Oesterle und Josef Jeschke kuratiert und war vom 4. April bis 6. Mai 2022 im Ausstellungskabinett der Universität zu sehen.