Abgeschlossene Dissertationen

An der Professur für Slawische Literaturwissenschaft

Bis 2017

  • Autoren südosteuropäischer Herkunft im transkulturellen Kontext

    Promoventin: 
    Milica Grujičić

    Betreuung: 
    Prof. Dr. Andrea Meyer-Fraatz

    Beschreibung: 
    In der Untersuchung wird aufgezeigt, wie deutschsprachige Autoren südosteuropäischer Herkunft transkulturelle Räume in ihren Werken artikulieren und die Variablen der deutschsprachigen Literatur refigurieren. Zu diesem Zweck werden die Raumkonstruktionen in vier postmodernen migrationsbezogenen Romanen untersucht und ihre Autoren, Florescu, Trojanow, Bodrožić und Stanišić, einer vergleichenden Analyse unterzogen. Die Verfasserin untersucht die Frage nach strukturellen, inhaltlichen und narrativen Ähnlichkeiten zwischen den literarischen Werken, um festzustellen, ob bei Ihnen eine gemeinsame Raumästhetik nachweisbar ist. Die Tragbarkeit eines „Southeastern Turn“ wird dabei geprüft. Lotmans Raumtheorie zeigt sich dabei als besonders gewinnbringend, da sie das Infragestellen von Grenzen anspricht und sich auf transkulturell angelegte Vorstellungen stützt.

  • Emotionalität in der polnischen Holocaust-Literatur. Zu Erzähltexten der Generation der Nachgeborenen

    Promovent: 
    Thomas Schmidt

    Betreuung: 
    Prof. Dr. Andrea Meyer-Fraatz

    Beschreibung: 
    Die Dissertation untersucht polnische Erzähltexte der Generation der Nachgeborenen über den Holocaust auf ihre Emotionalität hin. Dabei wird aus einzelnen Ergebnissen und Ansätzen der literaturwissenschaftlichen Emotionsforschung ein wirkungs- bzw. rezeptionsästhetischer Ansatz entwickelt und durch neuere Erkenntnisse etwa der kognitiven Narratologie erweitert. Anhand des gewonnenen systematischen Analyserasters werden in detaillierten Einzelanalysen vier zentrale Romane (Piotr Szewc: Zagłada (1987), Marek Bieńczyk: Tworki (1999), Zyta Rudzka: Ślicznotka doktora Josefa (2006) und Andrzej Bart: Fabryka muchołapek (2008)), die  den Beginn der Generation der Nachgeborenen in der polnischen Holocaustliteratur markieren, auf ihre Emotionspotentiale hin untersucht. Herausgearbeitet werden dabei nicht nur die zentralen Emotionen in den Texten und die Strukturen, die Emotionen im Rezipienten auslösen sollen, sondern auch insgesamt die jeweiligen Schreibstrategien und Funktionen der Emotionalisierungspotentiale, etwa hinsichtlich der Vergegenwärtigung des Holocaust.

    Die Analyseergebnisse werden zum einen literaturgeschichtlich verortet, zum anderen werden sie als Elemente der Erinnerungskultur in Polen auf ihre Funktion im breiteren Kontext der Gedächtnistheorien hin untersucht. Emotionalisierungsstrategien spielen eine wichtige Rolle etwa hinsichtlich der Schaffung einer Gegenerinnerung oder Fähigkeit zur Trauer. Damit wird insgesamt die Erkenntnisleistung von fiktionalen Texten über den Holocaust gegenüber sachlichen und dokumentarischen Texten gegenübergestellt, die u. a. in den sehr vielfältigen Möglichkeiten der Emotionalisierung des Lesers liegt und im Kern auf diese Weise die im Stande ist, die Erinnerung an den Holocaust lebendig zu halten.

  • Das Corpus Tibullianum in Russland

    Promoventin:
    Constanze Wünscher

    Betreuerin:
    PD Dr. Christine Fischer

    Beschreibung:
    Das „Corpus Tibullianum“ gelangt im 18. Jahrhundert über die französische Literatur in das Blickfeld russischer Dichter-Übersetzer. Eine wahre Blütezeit erlebt die produktive russische Tibull-Rezeption in den Jahren von 1794 bis 1831. Wie sich die Dichter-Übersetzer die Textvorlage zunehmend kreativ aneignen und wie sie sich damit auseinandersetzen, zeigt Constanze Wünscher anhand von Reminiszenzen und Allusionen auf das „Corpus“ in russischen Gedichten und (lyrischen) Übersetzungen unterschiedlicher Spielarten. Die untersuchten Texte stammen von namhaften russischen Lyrikern wie Puškin, Lermontov, Batjuškov und Fet, aber auch von heute weitgehend vergessenen Autoren wie Anastasevič und Olin.

     

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Bis 2015

  • Resultats- und prozessorientierter Diskurs in der osteuropäischen Gegenwartsliteratur

    Promovent/in: 
    Timo Janca

    Betreuung: 
    Prof. Dr. Andrea Meyer-Fraatz

    Beschreibung: 
    Literarische Werke können als Spiegel gesellschaftlicher Identifizierungsprozesse betrachtet werden. Gemeinhin angenommen wird, dass solche Konzepte sich stets durch einen bestätigenden oder modifizierenden Diskurs manifestieren. Um den Zusammenhang von Diskurs und systemischer Positionierung seiner Teilhaber herzustellen, wird auf die Methodik der Kritischen Diskursanalyse eingegangen. Die von Teun van Dijk in Discourse and Power (2008) vorgeschlagenen vier Grundkategorien einer vollständigen Untersuchung werden als Subjekt- und Themenbestimmung, diskreditierende Fremdcharakterisierung sowie der Fremdnutzen von intimen Wissensbeständen bezeichnet. Anhand dieser vier Aspekte wird die Figurenrede im literarischen Werk hinsichtlich ihrer sprachlichen und semantischen Struktur analysiert. Wie der Titel der Untersuchung andeutet, werden zwei grundlegend verschiedene Gestaltungsmuster für die Dialogführung im literarischen Werk angenommen. Ein solches Vorgehen steht in Übereinstimmung mit Bezrukovs Untersuchung von Ampir "V" (2006) des russischen Schriftstellers Viktor Pelevin, der auf die bedeutende Funktion von Sprache für die Positionierung der Protagonisten zueinander hindeutet (Bezrukov 2014: 152). Für die Analyse wurden Werke von vier osteuropäischen Autoren, darunter Jurij Mamleev, Viktor Pelevin, Paweł Huelle sowie Jurij Andruchovič gewählt, deren Nationen sich hinsichtlich der gesellschaftlichen Entwicklung nach der Wende von 1991 unterscheiden.

Bis 2013

  • Die Zeitschrift Literaturnyj kritik im Zeichen sowjetischer Literaturpolitik

    Promovent/in: 
    Nils Meier

    Betreuung: 
    Prof. Dr. Andrea Meyer-Fraatz

    Beschreibung: 
    „Literaturnyj kritik“ ist der Name einer Zeitschrift für Literaturtheorie und -kritik, die in der Sowjetunion 1933 gegründet und 1940 verboten wurde. Seit dem Verbot gehen die Ansichten darüber auseinander, ob es sich beim Literaturnyj kritik um eine Zeitschrift gehandelt hat, die mehr oder weniger in Opposition zum Stalinschen Regime stand. Für einen oppositionellen Charakter sprechen die Verfemung und das Verbot der Zeitschrift ab 1939, sowie die Einschätzung einiger Mitarbeiter, die nach Ende der Stalin-Ära angaben, dass die Redaktion gegen offizielle Normen opponiert habe. Diese Auffassung findet im Westen vor allem aufgrund der Darstellung des einstigen Redaktionsmitglieds Georg Lukács Beachtung. Gegen einen oppositionellen Charakter sprechen Forschungsergebnisse, die in der Zeitschrift ein reguläres Instrument der offiziellen Literaturpolitik erkennen,  wobei allerdings bislang keine eindeutige Begründung erbracht werden konnte. Insgesamt bleibt das Bild auch innerhalb der neueren Forschung uneinheitlich.

    Der Autor stellt ausgehend von den ideellen und historischen Voraussetzungen sowjetischer Literaturpolitik dar, dass und in welchem Sinne Literatur und Literaturtheorie in der damaligen Sowjetunion als politische Angelegenheit behandelt wurden. Der ideelle Gehalt dieser Literaturpolitik wird anhand von schriftlichen Redeaufzeichnungen oder sonstigen Veröffentlichungen einzelner Politiker, sowie anderweitiger offizieller Verlautbarungen betrachtet. Die Analyse wichtiger Texte des Literaturnyj kritik ergibt, welche Position die Zeitschrift in diesem politischen Kontext einnahm.

    Im Ergebnis wird der Literaturnyj kritik als eine Zeitschrift bestimmt, der zwar ein kritisches Potential nicht abgesprochen werden kann, deren vermeintlich oppositioneller Charakter aber vor allem Illusion ist. Es wird erklärt, worin das kritische Element bestand, und warum es sich nicht als solches durchsetzte, sondern sich in eine Instrumentalisierung für die offizielle Literaturpolitik einfügte.