Merian CALAS Cono Sur

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Merian CALAS Cono Sur und Brasilien​
Merian CALAS Cono Sur
Illustration: CALAS

Ausgabe 2021. Wir lassen das Krisenjahr hinter uns: neue Perspektiven?

Ausgabe CALAS 2021
Ausgabe CALAS 2021
Screenshot: CALAS

Februar 2020, Guadalajara

Liebe Freundinnen und Freunde des CALAS: 

Krise; dies ist zweifelsohne einer der meistgebrauchten Begriffe, die gebraucht werden, um das Jahr 2020 zu beschreiben. Die COVID-19-Pandemie wirkt sich auf den ganzen Planeten aus. Sie hat nicht nur eine Gesundheitskrise ausgelöst, wie wir sie seit Jahrhunderten nicht erlebt haben, sondern betrifft auch fast alle Ebenen des sozialen Lebens. 

Zusammen mit Europa ist Lateinamerika die am stärksten betroffene Region -- mit über 560.000 Toten, die bis heute in Zusammenhang mit dieser Krankheit verstorben sind, Millionen neuer Arbeitsloser und einem Wirtschaftsrückgang um 7,3%, bezogen auf das Jahr 2020. Bei CALAS werden im Rahmen des Projektes “Coping with crises”, nicht nur diese von der Pandemie verursachten Verwüstungen analysiert, sondern wir haben uns plötzlich -- wie alle anderen auch -- vor der Herausforderung gesehen, ihr in unserem Arbeitsalltag entgegenzutreten. 

Im März, als die Infektionszahlen in Lateinamerika begannen zu steigen, musste unsere internationale Gruppe von Fellows aus Ländern wie Deutschland, Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Honduras, Mexiko, Nicaragua und Paraguay von einem Tag auf den anderen nachhause zurückkehren -- in einigen Fällen in organisierten Notfallflügen -- um ihre Forschungen im Homeoffice weiterzuführen. Andere könnten ihren bereits organisierten Austausch nicht einmal antreten. Von einem halben Dutzend wissenschaftlicher Konferenzen, die zwischen März und Dezember 2020 geplant waren und die verschoben werden mussten ganz zu schweigen. 

Währenddessen musste CALAS eigene Wege finden, um der Krise zu begegnen. Wir experimentierten mit hybriden Fellowships, die von digitalen Kollaborationsformen begleiten wurden. Die Fachkonferenzen der Fellows wurden von der beeindruckenden Biblioteca Iberoamericana Octavio Paz, welche sich im Herzen Guadalajaras befindet, auf die Bildschirme des Streamings der Videokonferenzen verlegt. Wir erfanden andere Wege, den Wissensdialog anzuregen. So wurde der Podcast Acentos Latinoamericanos geboren, der letzte Woche in seiner neusten Folge das Konzept der Conviviality in Krisen- und Lockdownzeiten analysiert.   

Krisen wie diese verlangen kreative Antworten. Und Ausdauer. 

Das laboratorio de conocimiento “Friedensvisionen”, welches im September 2020 mit einem großen Abschlusskongress beendet werden sollte, wird bis April diesen Jahres verlängert und hat in diesen zusätzlichen Monaten die Zusammenarbeit zwischen den TeilnehmerInnen durch digitale Formate gestärkt. Das zweite laboratorio de conocimiento, welches soziale Ungleichheiten aus der Perspektive des Reichtums und der Macht analysiert, musste seinen Start verschieben. Doch bereits diesen Monat begann es mit der ersten Fellowgruppe und den ersten Aktivitäten. Wir werden es in diesem Newsletter vorstellen. 

Auch die Verlagsproduktion war betroffen. Auf der Buchmesse in Guadalajara -- die erstmals komplett digital stattfinden musste -- stellten wir vier neue Titel der Buchreihe “Afrontar las crisis” der Autoren Pablo Alabarces, León Ávila, Jeffrey Gould und Klaus Meschkat vor. Diese Buchreihe wird über unser Netzwerk von fünf Universitätsverlagen veröffentlicht werden und bald wird diese auch im offenen digitalen Format auf der Webseite des CALAS zur Verfügung stehen.

Schließlich haben wir auch die Kooperationen und Kollaborationen mit unseren Mitgliedern stärken können: mit den Merian Centers mit Sitz in Brasilien, Ghana, Túnez und Indien sowie mit dem Deutsch-Kolumbianischen Friedensinstitut (CAPAZ). Außerdem unterschrieben wir ein strategisches Kooperationsabkommen mit CLASCO, welches unter anderem in Koedition eine neue Buchreihe produziert, von der bereits der erste Titel veröffentlicht wurde und von der es in diesem neuen Jahr noch einige weitere geben wird. Des Weiteren freuen wir uns mitteilen zu können, dass ab Oktober 2020 das CALAS Center mit Sitz in der Universidad de Guadalajara Teil des Netzwerks für Institutos de Estudios Avanzados, basadas en Universidades (UBIAS) sein wird. Das erste Center dieser Art eines spanischsprachigen Landes in diesem Netzwerk!

Die Digitalisierung lehrt uns neue Möglichkeiten der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Nichtsdestotrotz kann sie den Austausch und die Diskussionen, die jenseits des Bildschirms stattfinden, nicht ersetzen. In diesem Sinne hoffen wir - mit Geduld und Vorsicht - dass wir uns in irgendeinem Zeitpunkt des Jahres 2021 wieder treffen und begrüßen dürfen. Denn auch dies ist Teil der wissenschaftlichen Kultur des CALAS.