Kind-gerichtete Sprache in Deutschland und Schweden

Welche phonetischen Ausprägungen kind-gerichteter Sprache finden wir bei Müttern und Vätern in Deutschland und Schweden? Gibt es einen Einflusses der Einbindung in die Kinderbetreuung?

Bilder zur Erhebung von Sprachdaten

Foto: Melanie Weirich

Ergebnisse:

Die typischen lautlichen Ausprägungen kind-gerichteter Sprache sind ein kultur- und sprachübergreifendes Phänomen und wurden sowohl in Deutschland als auch in Schweden gefunden.

Eltern sprechen mit ihren Babies in einer erhöhten Sprechstimmlage und nutzen mehr Variation in der Stimmlage. Außerdem sprechen sie mit einem vergrößerten akustischen Vokalraum, d.h., ihre Vokale liegen im akustischen Raum weiter auseinander, was eine größere Deutlichkeit in der Ausprache zur Folge hat. Wir fanden auch, dass diese Veränderung vokalspezifisch ist, also nicht alle Vokale in gleicher Weise betrifft. Bei den Sibilanten fanden sich keine signifikanten Veränderungen.

Wir fanden die typischen Parameter der kind-gerichteten Sprache sowohl in Spontansprache - wenn die Eltern mit ihren Babies Bilder anschauen und diese beschreiben - also auch in gelesener Sprache. Hinsichtlich der Sprechstimmlage zeigte sich ein stärkerer Effekt in der Spontansprache, hinsichtlich des Vokalraums aber war der Effekt in beiden Sprachdaten vergleichbar.

Die Ergebnisse gelten für Deutschland und Schweden, was auf einen sprach- und kulturübergreifenden Charakter der gefundenen Merkmale spricht. Ein signifikanter Unterschied zwischen Müttern und Vätern oder den Vätergruppen (mit unterschiedlichen Femininitätswerten / mit oder ohne Elternzeit) wurde nicht gefunden. Ob die Einbindung in die Kinderbetreuung tatsächlich keine Rolle spielt oder aber die untersuchten Familien eine zu geringe Varianz bzgl. der Einbindung aufwiesen, bleibt offen.

 

Referenzen:

  • Weirich M. & Simpson, A. (2019) Effects of Gender, Parental Role, and Time on Infant- and Adult-Directed Read and Spontaneous Speech. Journal of Speech, Language and Hearing Research. 1-14 .link zum ArtikelExterner Link
  • Weirich, M. & Simpson,  A. (2017) Acoustic correlates of parental role and gender identity in the speech of expecting parents, Interspeech, Stockholm, 924-928. [pdfExterner Link]
  • Weirich, M. & Simpson, A. (2016) Changes in IDS and ADS during parental leave - project sketch and first results of pilot studies. Proceedings of the 12th meeting on "Phonetik und Phonologie im deutschsprachigen Raum" (P&P12), Munich, 224-227. [pdfExterner Link]