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Luftbild Grabungsfläche 2023Foto: Cornelius Möhle, Agrarunternehmen Barnstädt
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Steinversturz im Bereich des Grubenhauses 2023Foto: Florian Schneider
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Fibelfragment 2023Foto: Ivonne Przemuß
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Pfostengruben 2023Foto: Ann-Kathrin Düring
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Glockengrube Schnitt 1, 2023Foto: Ann-Kathrin Düring
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Die Grubenhäuser im Luftbild 2023Foto: Cornelius Möhle, Agrarunternehmen Barnstädt
Die Kuckenburg in später Bronzezeit und frühem Mittelalter
Auf der Kuckenburg, einem Geländesporn oberhalb des Flüsschens Weida in der Nähe Querfurts, lag in der späten Bronzezeit eine der wichtigsten Höhensiedlungen Mitteldeutschlands. Diese war, zusammen mit der in Sichtweite liegenden Siedlung von Esperstedt auf dem gegenüberliegenden Ufer, Teil eines ausgedehntes Siedlungskomplexes mit verschiedenen Siedlungsarealen und Bestattungsplätzen.
Ein besonderes Kennzeichen dieses großsiedlungsartigen Komplexes sind die vielen Siedlungsbestattungen, die an verschiedenen Stellen der Grabungsareale entdeckt wurden.
Jahrhundert später, im frühen Mittelalter, wurde auf dem Geländesporn eine Burg errichtet. Deutliche Überreste dieser Burganalage konnten in den vergangenen Jahren archäologisch und geophysikalisch dokumentiert werden. Im Hersfelder Zehntregister fand die Anlage als "Cucunburg" Erwähnung.
Das Forschungsprojekt
Seit 2005 ist die Fundstelle Kuckenburg (Saalekreis) Gegenstand eines interdisziplinären Forschungsprojektes am Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Universität Jena. In enger interdisziplinärer Kooperation mit einer Vielzahl an Forschungspartnern wird die Fundstelle aus archäologischer, anthropologischer, genetischer, bodenkundlicher, archäobotanischer, archäozoologischer und geophysikalischer Perspektive untersucht.
Im Zentrum steht dabei die diachrone Untersuchung der Besiedlung auf der Kuckenburg. Der Fokus liegt auf den Befunden der späten Bronzezeit und dem Frühmittelalter. Darüber hinaus wurden im Rahmen der Ausgrabungen spannende Befunde aus dem Paläolithikum und dem Neolithikum archäologisch aufgedeckt.
Aktuell ist neben den laufenden Feldarbeiten und ihren Auswertungen die Ausweitung des Forschungsradius mindestens auf die benachbarten spätbronzezeitlichen Fundstellen von Esperstedt (Gräberfeld und Siedlung) in Vorbereitung. Ziel ist, erweiterte Erkenntnisse zur Funktion des bedeutenden großflächigen Siedlungskomplexes der späten Bronzezeit und seiner Bedeutung im regionalen Siedlungsgefüge sowie dessen Stellung in Sachsen-Anhalt und Mitteldeutschland zu gewinnen.
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Kampagne 2023
Die Lehr- und Forschungsgrabung 2023 des Lehrstuhls Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena auf der Kuckenburg fand vom 28. August bis 15. September statt. Ziel der Kampagne war es, geophysikalische Anomalien westlich des frühmittelalterlichen Hauptburgwalls zu untersuchen, um weitere Hinweise auf die frühmittelalterliche Bebauung des Sporns zu erhalten.
Hierfür wurden insgesamt fünf Grabungsschnitte mit einer Gesamtgröße von 250 m² geöffnet. In Schnitt 2 konnten zwei spätfrühmittelalterliche Grubenhäuser dokumentiert werden. In der Verfüllung fand sich eine massive Versturzschicht aus massiven Kalksteinen mit Mörtelresten. Aufgrund der Lage knapp hinter dem frühmittelalterlichen Hauptburggraben besteht die Möglichkeit, dass es sich hierbei um Versturz des aufgehenden Befestigungsmauerwerks auf dem Hauptburgwall handelt. Hinweise auf größere steinerne Bebauungsstrukturen des Frühmittelalters bzw. auf ein zweites Steingebäude hingegen ließen sich nicht fassen.
Dafür konnten nach der Kampagne 2022 erneut mehrere Pfostengruben dokumentiert werden. Auch wenn die Grabungsschnitte in diesem Jahr zu klein waren, um Aussagen zur Funktion dieser Befunde im Rahmen möglicher Pfostenbauten zu treffen, zeigen sie immerhin, dass, anders als bisher beobachtet, durchaus mit Pfostengruben auf dem Sporn zu rechnen ist und damit die Chancen groß sind, die bisherigen Ergebnisse zur diachronen Bebauung des Kuckenburg substantiell zu erweitern.
Im direkten Umfeld der Pfostengruben fanden sich außerdem spätbronze- bis ältereisenzeitliche Vorrats-/Abfallgruben mit erhaltenen Tiefen von bis zu 1 m. Die Verfüllung umfasste in der Regel zerscherbte Gefäßkeramik, Tierknochen sowie Mal- und Reibsteine. In einer Siedlungsgrube konnte außerdem das Skelett eines Kindes dokumentiert werden.
Eine Besonderheit stellt außerdem eine sehr großer Grubenkomplex dar, der am Schnittpunkt der Schnitte 1 und 2 mittig erfasst wurde. Im Planum 1 fand sich aus Bronze das erste Fibelfragment von der Kuckenburg. Der Befund selber wurde nur auf Planum 1 dokumentiert; Bohrstocksondagen zeigen aber, dass diese Tiefe des Befundes 1,50 m überschreitet.
An der Ausgrabung nahmen insgesamt elf Fachstudentinnen und -studenten der Universität Jena teil. Die Grabungsleitung lag bei PD Dr. Florian Schneider (Gesamtprojektleitung Prof. Dr. Peter Ettel).
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Kampagne 2022
Kampagne 2022
Die Lehr- und Forschungsgrabung 2022 des Lehrstuhls Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena auf der Kuckenburg fand vom 25. August bis 16. September statt. Ziel der Kampagne war es anhand eines kleinen Schnittes durch den frühmittelalterlichen Hauptwall Anhaltspunkte für die Konstruktionsweise zu gewinnen.
Ausgehend von den Ergebnissen der geophysikalischen Prospektion wurde an einer Stelle außerhalb der Ackerflächen, für die mit einer hohen Überlieferungswahrscheinlichkeit von steinernen Konstruktionsresten gerechnet werden durfte, ein 4 x 20 m großer Schnitt angelegt. Nach dem Abziehen des Oberbodens mit dem Bagger wurden Teilbereiche des Schnittes per Hand und mit dem Bagger bis zum Anstehenden Boden abgetieft.
Hierbei zeigte ließen sich Reste steinerner Konstruktionselemente, die parallel zum Wallverlauf angelegt worden waren, fassen. Stellenweise handelte es sich um eine Art Rollierung aus faustgroßen Steinen, zusätzlich umfasste die Steinlage mauergroße Steine. Parallel zu dieser Steinlage verlief eine stark lehmhaltige Schicht mit sehr hohen Kalkanteil. Da sich beide Strukturen an der vorderen, dem Graben zugewandten Basis des Wallkörper befanden, ist es möglich, dass es sich um Reste einer Substruktionskonstruktion handelt.
Stratigraphisch zwischen Steinlage und der lehm-/kalkhaltigen Schicht konnte außerdem eine Deponierung aus Körperpartien verschiedener Tiere (Schaf/Ziege, Schwein, Rind und Pferd) dokumentiert werden. Ob es sich hierbei um ein Bauopfer handelt, ist zurzeit Gegenstand der Auswertungen.
Unter dem Wallkörper wurden prähistorische (Neolithikum, späte Bronzezeit) Befunde entdeckt. Von besonderem Interesse war hierbei die Deponierung eines menschlichen Schädels, der von der Lage Steine eingefasst war.
An der Ausgrabung nahmen insgesamt elf Fachstudentinnen und -studenten der Universität Jena teil. Die örtliche Grabungsleitung lag bei Dr. Florian Schneider (Gesamtprojektleitung Prof. Dr. Peter Ettel). -
Kampagne 2021
Die Lehr- und Forschungsgrabung des Lehrstuhls Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena vom 19.07. bis zum 06.08.2021 hatte das Ziel, vier Grubencluster, die sich östlich der Gräben befinden, die den Sporn abriegeln, exemplarisch zu untersuchen (Projektleitung Prof. Dr. Peter Ettel; örtliche Grabungsleitung Dr. Florian Schneider).
Auf diese Weise sollten Informationen zu Datierung und Funktion der Gruben erhoben werden. Hintergrund ist, dass die geophysikalischen Prospektionen der vergangenen Jahre im Vorburgareal zeigen, dass das gesamte Plateau bis zur Trasse der BAB 38 mit einer Vielzahl an unterschiedlich großen Clustern an Siedlungsgruben bedeckt ist. Die Datierung dieser Cluster ist noch nicht untersucht. Eine Zugehörigkeit sowohl zum Erdwerk der Salzmünder Kultur oder zur befestigten Siedlung der jüngeren Bronzezeit als auch zur frühmittelalterlichen Burg auf dem Kranzberg sind möglich.
Zu diesem Zweck wurden die vier Schnitte 1-4 mit einer Fläche von jeweils 50 m² angelegt, die sich jeweils im Zentrum eines separaten Clusters befinden. Die Gruben wurden von Hand geschnitten und in 15 cm tiefen Abstichen tiefergelegt. Dabei wurden Gruben unterschiedlicher Form und Verfüllung aufgedeckt, die sich sowohl in die ausgehende Bronzezeit als auch die Salzmünder Kultur datieren lassen. In einer Grube (Bef. 36) wurde eine Siedlungsbestattung eines im korrekten anatomischen Verband liegenden Individuums aufgedeckt.
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Kampagnen 2019-2020
Kampagne 2020
Im Fokus der Ausgrabung 2020 standen mehrere Grabensysteme. Sie wurden im Rahmen der geophysikalischen Prospektionen in den vergangenen Jahren entdeckt; eine archäologische Untersuchung stand bislang aber weitestgehend aus.
Zu diesem Zweck wurden in diesem Jahr vier Schnitte angelegt, in denen Strukturen von insgesamt sechs Gräben aufgedeckt wurden. Bei diesen handelt es sich sowohl um Sohl- als auch Spitzgräben. Zusätzlich zur Form zeigen sich markante Unterschiedene in der Größe der Gräben und ihren Verfüllungen. Besonders markant ist ein großer Spitzgraben in Schnitt 1 (Bef. 10), der noch auf einer Tiefe von fast 4 m erhalten war und an seiner weitesten Stelle 6 m maß. In seiner Verfüllung fanden sich mächtige Steinpakete und Schichten mit Mörtelresten. Bei diesem Graben dürfte es sich um einen Teil der Befestigungsstrukturen für die frühmittelalterliche Siedlung auf dem Kranzberg handeln. Sehr ähnlich, wenngleich etwas kleiner dimensioniert, war der parallel verlaufende Spitzgraben Bef. 30, der ebenfalls in Schnitt 1 geschnitten wurde.
Zwischen diesen beiden Gräben wurden die Reste eines Walles entdeckt. Dieser erstreckte sich über den gesamten, über 8 m messenden Zwischenraum und bestand aus mehreren übereinander liegenden Schichten, die zu beiden Seiten in die schon größtenteils verfüllten Spitzgräben geflossen waren. Interessanterweise konnten mehrere Gruben aufgedeckt werden, die in diesen Wallkörper eingetieft wurden. Von besonderem Interesse ist dabei eine Grube, in der das Skelett eines erwachsenen Individuums deponiert war.
Ein weiterer Spitzgraben wurde im fast 800 m weiter östlich liegenden Schnitt 4 geschnitten. In diesem Fall allerdings zeigten sich keine Hinweise auf einen Wall; auch war die Verfüllung sehr homogen und damit ganz anders geartet als bei den Spitzgräben in Schnitt 1.
Bei allen weiteren Gräben, die dieses Jahr archäologisch untersucht wurden, handelt es sich um Sohlgräben, die bis maximal 1 m Tiefe erhalten waren. Wie schon beim Graben aus Schnitt 4 war die Verfüllung in allen Fällen sehr homogen und fundarm.
Zusätzlich zu den Gräben und dem Wall wurden mehrere Siedlungsgruben dokumentiert. Neben der Grube mit Siedlungsbestattung im Wall von Schnitt 1, sei in diesem Zusammenhang vor allem auf die Grube Bef. 32 in Schnitt 1 hingewiesen. In dieser wurden die vollständigen Skelette eines Erwachsenen und eines Kindes ausgegraben, die fast Seite an Seite in der Grube lagen. Außerdem konnten noch Reste eines dritten, wohl infantilen Individuums dokumentiert werden.
Kampagne 2019
Im Zuge der Grabungskampagne 2019 wurden zwei Schnitte auf der Kuckenburg geöffnet, die sich jeweils Einzelaspekten der spätbronzezeitlichen sowie der frühmittelalterlichen Besiedlung des Bergsporns widmeten.
Innerhalb des ersten Schnittes zur späten Bronzezeit, wurde der Graben, welcher bereits 2016 am nördlichen Ende der Anlage geschnitten wurde, in einem größeren Ausschnitt aufgedeckt werden. 2016 zeichnete sich der Graben mit einer Breite von max. 2 m und einer Tiefe von 1,3 m als Spitzgraben ab. Besonders war dabei die Deponierung von Tierknochen, Keramikscherben sowie Menschenknochen auf der Sohle. In dem diesjährigen Schnitt sollte nun überprüft werden, ob diese Deponierung innerhalb des gesamten Grabenverlaufs nachweisbar ist oder nur singulär an dem 2016 aufgedeckten Abschnitt. Dazu wurde eine Fläche im südlichen Bereich des Verlaufes ausgesucht und aufgedeckt. Innerhalb des Schnittes zeichnete sich der Graben mit der doppelten Breite als bisher bekannt ab. Auch die beobachtete Tiefe war mit ca. 2,1 m deutlich größer als 2016. Die Verfüllung erbrachte wiederum eine große Menge Tierknochen und Keramikscherben. Und auch die wichtigste Frage nach der Deponierung konnte positiv beantwortet werden. So gelang es analog zu 2016 eine Schicht aus Keramikscherben, Tierknochen sowie Menschenknochen aufzudecken, die knapp über der Sohle in einem durchgehenden Horizont niedergelegt waren. Daher liegt die Vermutung nahe, dass sich die Deponierung innerhalb des gesamten Verlaufs des spätbronzezeitlichen Grabens vorhanden ist.
Der zweite Schnitt der diesjährigen Grabung befasste sich mit der frühmittelalterlichen Nutzung und befand sich innerhalb der Hauptburg. Das Ziel des Schnitte bestand darin, ein Grubenhaus, das bereits 2018 zum Teil im Planum aufgedeckt wurde, nun vollständig zu untersuchen. Nach dem Abtrag des Mutterbodens gelang es insgesamt 10 Befunde innerhalb des Schnittes zu dokumentieren. Bei 9 der Befunde handelte es sich um Pfosten- oder Siedlungsgruben. Bei dem letzten Befund handelte es sich um das gewünschte Grubenhaus. Es zeichnete sich als kleines Gebäude von ca. 3 x 3 m und einer Ofenkonstruktion in der Nordwestecke ab. Innerhalb der Verfüllung befand sich eine große Menge an Tierknochen sowie Keramikscherben. Letztere wiesen teilweise Wellenbandverzierungen auf und erlauben eine Datierung in das 9./10. Jahrhundert.
Insgesamt kann man für die Grabungskampagne 2019 festhalten, dass diese durch den zweiten Nachweis der Deponierung innerhalb des spätbronzezeitlichen Grabens neue Erkenntnisse zur Deutung der Funktion des Grabens erbracht hat. Für die frühmittelalterliche Besiedlung ergibt sich durch die Untersuchung des nunmehr 4. Grubenhauses eine Verdichtung der Erkenntnisse im Hinblick auf die Struktur der mittelalterlichen Burganlage.
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Kampagnen 2017-2018
Kampagne 2018
Das Ziel der Grabungskampagne 2018 war die vollständige Aufdeckung des 2017 entdeckten Kirchengrundrisses. Dieser hatte sich mit einer Gesamtlänge von ca. 30 m und einer Breite von etwa 10 m als Saalbau mit Chor und Apsis abgezeichnet und wurde 2017 nur zum Teil untersucht. Zusätzlich sollte im Laufe der Kampagne eine Erweiterungsfläche im Südosten der Kirche aufgedeckt werden, um eine Anomalie der geomagnetischen Prospektion aufzudecken, hinter der sich ein Grubenhaus verbergen könnte.
Nach dem Abtrag des Mutterbodens zeigte sich der vollständige Grundriss der Kirche. Die Profilschnitte durch den Befund erbrachten, dass es sich nicht mehr um ein vorhandenes Fundament, sondern nur noch um die verfüllten Ausbruchgräben handelt, wodurch die entsprechenden Vermutungen von 2017 bestätigt wurden. Als einziger bauzeitlicher Befund konnte eine Mörtelwanne innerhalb des Saals aufgedeckt und untersucht werden. Diese erbrachte neben mehreren Tierknochen auch Fragmente eines wellenbandverzierten Gefäßes, das sich in das 10. Jahrhundert datieren lässt. Zudem gelang es an der nördlichen Mauer des Saals die Überreste einer Traufbestattung zu bergen, die sich als Hinweis auf eine ehemalige Fertigstellung des Kirchenbaus deuten lässt.
In der Erweiterungsfläche gelang es ebenfalls die prospektierte Anomalie aufzudecken, die sich in zwei Grubenhäuser auflöste. Von diesen wurde eines vollständig untersucht, dass zweite, das sich zum Teil außerhalb der aufgedeckten Fläche befand, für das nächste Jahr aufgehoben. Innerhalb des Grubenhauses von ca. 4,5 x 4,5 m befanden sich eine sehr große Anzahl Tierknochen und Keramikscherben sowie mehrere eiserne Funde und ein einreihiger Dreilagenkamm. Alle Funde belegen eine Datierung des Gebäudes in das 8. Jahrhundert und stellt somit einen Hinweis auf eine zweiphasige Besiedlung der Kuckenburg während des frühen Mittelalters dar.
Zusätzlich zu den mittelalterlichen Befunden konnten auch in diesem Jahr wieder größere Mengen paläolithischer/mesolithischer Funde aus einer Kulturschicht geborgen werden. Außerdem befanden sich um das Grubenhaus verteilt eine Vielzahl spätbronzezeitlicher Vorratsgruben, die zum Teil Bestattungen enthielten.
Insgesamt erbrachte die Kampagne von 2018 neben der vollständigen Aufdeckung der Kirche sowie ersten Hinweise auf ihre Datierung anhand der Funde aus der Mörtelwanne auch eine Bestätigung der bereits in den letzten Jahren beobachteten spätbronzezeitlichen Anlage.
Kampagne 2017
Die Grabungskampagne 2017 hatte das Ziel eine rechteckige Struktur aufzudecken, das sich mit einer Größe von ca. 10 x 20 m innerhalb des Hauptburgareals im Geomagnetplan abzeichnete und schon im Vorfeld mutmaßlich als ehemaliges Steingebäude angesprochen wurde.
Nach dem Abtrag des Mutterbodens zeigte sich im Planum der Grundriss einer Kirche mit Saal, Chor und Apsis. Diese war allerdings komplett niedergelegt wurden und konnte nur noch über den Verlauf der Ausbruchsgräben der Mauern nachgewiesen werden. Insgesamt ergab sich ein Gebäude mit einer Gesamtlänge von ca. 30 m, einer Saalbreite von 9,5 m und einem Chor von ca. 7 x 7 m. Fundmaterial konnte nur in sehr geringem Umfang aus den Ausbruchsgräben geborgen werden, wobei es sich hauptsächlich um Architekturfragmente und einige Keramikscherben sowie eine Messerklinge handelt.
Neben dem mittelalterlichen Kirchenbau ist es im Zuge der Kampagne 2017 auch gelungen zwei spätbronzezeitliche Sonderbestattungen aufzudecken. Eine dieser Bestattungen befand sich zum Teil unterhalb der Südwand des Kirchensaales, die zweite westlich hinter dem Gebäude.
Insgesamt verdichtete die Grabungskampagne 2017 nicht nur das Bild der spätbronzezeitlichen Besiedlung des Bergsporns, sondern erbrachte auch den Nachweis einer bisher völlig unbekannten Kirche, die einen ersten Eindruck des im Hersfelder Zehntregisters erwähnten Burgwarts Cucunburg vermittelt.
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Kampagnen 2005-2016
Kampagne 2016
Das Ziel der Ausgrabungen im Jahr 2016 war die Untersuchung einer Grabgrube, die im Zuge der Grabungen 2015 angeschnitten wurde, aber nicht vollständig untersucht werden konnte, sowie die Aufdeckung des spätbronzezeitlichen Grabens um dessen Konstruktion näher untersuchen zu können.
Bei der Bestattung handelt es sich um eine Grablege der späten Bronzezeit, bei der ein infantiles Individuum in einer Siedlungsgrube niedergelegt wurde. Neben dem Skelett befanden sich in der Grube eine Vielzahl an Tierknochen, Silices, Brandlehm sowie Scherben von mindestens 8 verschiedenen Gefäßen sowie ein durchlochter Hundezahn als Beigaben.
Der spätbronzezeitliche Graben zeichnete sich innerhalb des Schnittes mit einer Breite von etwa 2 m ab und wurde auf einer Länge von ca. 5 m freigelegt. Reste eines Walles hinter dem Graben fanden sich nicht mehr, könnten aber auch bereits dem Pflug zum Opfer gefallen sein. Im Profil zeichnete sich der Graben als Spitzgraben mit einer Tiefe von etwa 1,3 m im anstehenden Löß ab. Innerhalb der Verfüllung fielen ungewöhnlich viele Tierknochen und Scherben auf. Auf der Sohle des Grabens gelang es schließlich eine Deponierung von menschlichen Schädeln, Schädelfragmenten, Scherben, sowie einer Vielzahl von Tierknochen die sich zum Teil noch im anatomischen Verband befanden freizulegen. Anhand der aufgefunden Keramik ist eine Datierung der Niederlegung innerhalb der Spätbronzezeit abgesichert.
Insgesamt betrachte erbrachte die Kampagne 2016 mit der spätbronzezeitlichen Bestattung einen weiteren Hinweis auf die Ausdehnung des genutzten Areals auf der Kuckenburg.
Kampagne 2015
Die Kampagne im Jahr 2015 konzentrierte sich auf die Befestigung des frühmittelalterlichen Hauptburgareals. Diese wurde bereits bei der Grabung 2005 innerhalb des Baggerschnittes aufgedeckt und sollte nun im Hinblick auf ihre Konstruktion und Datierung näher untersucht werden. Hierzu wurde ein Schnitt von 5 x 30 m im nördlichen Bereich der Anlage geöffnet.
Innerhalb des Grabungsschnittes zeichnete sich die Befestigung als ein 8-9 m breiter Spitzgraben mit einer maximalen Tiefe von 3,85 m ab. Dahinter wurden Reste einer Berme und des ehemaligen Walls, der sich aus wahrscheinlich aus einer Holz-Erde-Stein-konstruktion zusammensetzte, beobachtet werden und an dessen Ende eine Kalksteinlage, die sich als Befestigung des Wallfußes deuten lassen kann. Insgesamt erreicht die Befestigung des Hauptburgareals damit eine Breite von fast 30 m. Innerhalb des Grabens wurden neben zwei Verfüllhorizonten auch Hinweise auf eine mögliche erste Ausbauphase des Grabens gefunden. Als Funde wurden neben Tierknochen und wenigen Scherben auch Mörtelreste und Ziegelfragmente aus dem Graben geborgen, die nur eine grobe Datierung der Verfüllung in das frühe Mittelalter ermöglichen.
Als weitere interessante Befunde wurden unterhalb des Walls der mittelalterlichen Befestigung zwei spätbronzezeitliche Gruben aufgedeckt. Diese zeichneten sich im Profil beide trapezförmig ab und wurden nach der Aufgabe ihrer Nutzung zur Vorratshaltung als Grabgruben weitergenutzt. So befand sich in einer Grube das Skelett eines infantilen Individuums und in der zweiten eine Mehrfachbestattung aus einem adulten und zwei infantilen Individuen.
Somit hat die Kampagne von 2015 nicht nur zum besseren Verständnis der mittelalterlichen Befestigung beigetragen, sondern auch zusätzliche Erkenntnisse zur spätbronzezeitlichen Besiedlung auf der Kuckenburg erbracht.
Kampagne 2012
Die Grabung im Jahr 2012 auf der Kuckenburg bei Esperstedt beschäftigen sich mit einer Fläche von ca. 15 x 12 m, die eine Lücke zwischen den untersuchten Flächen der Jahre 2009 und 2011 schloss.
Nach dem Abtrag des Mutterbodens wurden insgesamt 23 Befunde im anstehenden Löß dokumentiert. Es handelt sich um 22 vorwiegend runde Gruben sowie um eine Pfostenverfärbung. Besondere Beachtung bei der Grabung verdienen die Befunde 2, 10 und 15.
Bei Befund 2 handelt es sich um eine Verfärbung, die sich im ersten Planum acht-förmig abzeichnete und sich im zweiten Planum in zwei runde Vorratsgruben auflöste. In der westlichen der beiden Gruben befand sich direkt auf der Grubensohle ein zerscherbtes Gefäß, in dem sich der Schädel eines subadulten Individuums befand. Innerhalb des Gefäßes wurde zudem in direkter Nähe des Schädels ein kleiner, aus Bronzeblech zusammengebogener Ring geborgen. In der östlichen Vorratsgrube wurden ebenfalls die Reste einer Bestattung beobachtet. Es handelt sich um die Bestattung eines subadulten Individuums in Hocklage. Zwischen den erhaltenen Knochen wurden neben mehreren Asche- und Holzkohlekonzentrationen auch zwei bronzene Nadeln beobachtet. Es handelt sich um eine große Spiralkopfnadel sowie um eine kleinere Rollenkopfnadel.
Bei dem zweiten wichtigen Befund der Kampagne handelt es sich ebenfalls um eine Vorratsgrube. Aus dieser wurden neben einen kleinen Bronzering mit ovalen Querschnitt auch zwei Gefäße geborgen. Es handelt sich um die Reste eines großen, zerscherbten Vorratsgefäßes sowie um ein komplett erhaltenes feinkeramisches Gefäß, welches sich auf der Grubensohle befand und im Block geborgen wurde.
Auch der dritte erwähnenswerte Befund (15) stellt eine trapezförmige Vorratsgrube dar. Auf der Sohle dieser Grube wurde ein Pflaster aus den Scherben eines großen Vorratsgefäßes mit aufgesetzter plastischer Leiste beobachtet.
Insgesamt lässt sich sagen, dass mit der Grabung von 2012 ein weiterer Schritt zur Klärung der vorgeschichtlichen Besiedlung des Bergsporns erfolgt ist. Zudem steht durch die Schließung der Lücke zwischen den beiden älteren Untersuchungsflächen erstmals eine größere zusammenhängende Fläche innerhalb des Vorburgareals für Auswertungen zur Verfügung.
Kampagnen 2009 und 2010
Innerhalb der Ausgrabungen 2009 und 2010 wurden drei kleinere Flächen in der Vorburg untersucht. Dabei handelte es sich um eine große Verfärbung von ca. 10 x 15m Größe, die von mehreren kreisförmigen Vorratsgruben umfasst war. Diese Vorratsgruben lassen sich aufgrund des Fundmaterials in die späte Bronzezeit datieren und enthielten zum Teil wiederum Sonderbestattungen, die sich mit den bereits in der Hauptburg dokumentierten Bestattungen vergleichen lassen. Der von diesen Gruben eingeschlossene große Befund konnte bisher noch nicht komplett untersucht werden. Die ersten Funde lassen sich jedoch in die Salzmünder Kultur datieren. Zudem konnte in diesem Befund eine sorgfältig, unter einer Steinpackung angelegte Bestattung eines vermutlich Auerochsen dokumentieren. Innerhalb der zweiten aufgedeckten Fläche zeigten sich mehrere kleinere Befunde. Diese erwiesen sich überwiegend als Vorratsgruben. In einer dieser Gruben befand sich wiederum ein spätbronzezeitliche Sonderbestattung. Den wichtigsten Befund innerhalb dieser Fläche stellt eine Sonderbestattung der Salzmünder Kultur dar. Sie befand sich in einer Vorratsgrube von ca. 2m Durchmesser und etwa 1m Tiefe. In der Grube befanden sich neben zwei Schädeln und Oberarmfragmenten, eine komplett erhaltene Trichterrandtasse vom Typ Hohen, eine Amphore, die Reste von ca. 10 weiteren zerscherbten Gefäßen, ein verzierter Spinwirtel, eine Reibmühle mit Läuferstein sowie eine Packung aus 887 Silices.
Innerhalb der dritten Fläche wurde ein frühmittelalterliches Grubenhaus untersucht, das bereits innerhalb des Baggerschnittes von 2005 aufgedeckt wurde. Diese überlagerte zwei spätbronzezeitliche Gruben und wies eine Ofenkonstruktion in der Südwestecke auf. Als besonderer Fund konnte aus der Mitte des Hauses ein komplett erhaltener Reitersporn geborgen werden.
Erste Arbeiten
Auf dem Areal der Kuckenburg und ihrer unmittelbaren Umgebung wurden bisher fünf Grabungskampangen durch den Bereich für Ur- und Frühgeschichte der FSU durchgeführt. Die ersten beiden Kampagnen erfolgten im Rahmen des DFG- Projekts. Im Zuge der ersten Kampagne wurde ein Schnitt durch die Gräben angelegt, wodurch diese in die Spätebronzezeit bzw. das Frühmittelalter datiert werden konnten. Innerhalb der zweiten Kampange wurde eine Fläche von 300m2 innerhalb der Hauptburg untersucht. Dabei konnte neben mehreren Gruben mit zu Teil Sonderbestattungen der späten Bronzezeit auch ein frühmittelalterliches Grubenhaus dokumentiert werden.
Im Zuge des Autobahnbaus wurde eine dritte Kampagne im direkten Umfeld der Kuckenburg (Fundstellen 16 und 17 auf dem Hahnhügel, einen ca. 200m nördlich der Kuckenburg gelegenen Sporn) durchgeführt. Diese erbrachte ein Grabenwerk der Salzmünder Kultur.
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Luftbild Grabungsfläche 2023Foto: Cornelius Möhle, Agrarunternehmen Barnstädt
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Steinversturz im Bereich des Grubenhauses 2023Foto: Florian Schneider
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Fibelfragment 2023Foto: Ivonne Przemuß
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Pfostengruben 2023Foto: Ann-Kathrin Düring
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Glockengrube Schnitt 1, 2023Foto: Ann-Kathrin Düring
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Die Grubenhäuser im Luftbild 2023Foto: Cornelius Möhle, Agrarunternehmen Barnstädt
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Forschungsprojekt Kuckenburg. Putzen des Planums in Schnitt 2, 2021Foto: Florian Schneider
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Vermessen und Zeichnen des Planums von Schnitt 3, 2021Foto: Florian Schneider
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Profil des Befundkomplexes 16-17, 2021Foto: Anton Archut
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Profil der Grube Bef. 30, 2021Foto: Samuel Glowka
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Profil der engelförmigen Grube Bef. 31, 2021Foto: Florian Schneider
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Profil der Grube Bef. 48, 2021Foto: Laura Meschner
Publikationen
P. Ettel, Kuckenburg und die Burgen des Hersfelder Zehntverzeichnisses. In: J. Drauschke et al. (Hrsg.), Lebenwelten zwischen Archäologie und Geschichte. Festschrift für Falko Daim zu seinem 65. Geburtstag. Monographien des RGZM 150 (Main 2018) 123-135.
P. Ettel/ E. Paust, Spätbronzezeitliche Schädeldeponierungen auf der Höhensiedlung Kuckenburg bei Esperstedt, Saalekreis. In: H. Meller/ R. Risch/ K. W. Alt/ F. Bertemes/ R. Micó (Hrsg.), Rituelle Gewalt - Rituale der Gewalt/Ritual Violence - Rituals of Violence. 12. Mitteldeutscher Archäologentag vom 10. bis 12. Oktober 2019 in Halle (Saale) / 12th Archaeological Conference of Central Germany October 10-12, 2019 in Halle (Saale). Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 22 (Halle 2020) 701-710.
P. Ettel/ E. Paust/ F. Schneider, Kuckenburg - eine Höhensiedlung in Mitteldeutschland - Ein Beitrag zu Höhensiedlungen, Körpergräbern und Skelettfunden im Siedlungskontext der Spätbronzezeit. In: M. Freudenreich/ P. Fütterer/ A. Swieder (Hrsg.), WegBegleiter. Interdisziplinäre Beiträge zur Altwege- und Burgenforschung. Festschrift für Bernd W. Bahn zu seinem 80. Geburtstag (Langenweissbach 2019) 243-268
P. Ettel/ E. Paust/ W. Haak/ M. Himmel/ P. Roberts/ J. Zech, Die Kuckenburg bei Esperstedt und ihre Toten - bioarchäologische Untersuchungen an Sonderbestattungen aus einer spätbronzezeitlichen Höhensiedlung (im Druck).
P. Ettel/ H.-V. Karl/ E. Paust/ C. Schmidt/ T. Spazier/ R. Wellhöfer/ M. Wessel, Vorbericht zu den Grabungen 2005 bis 2011 der FSU Jena auf der Kuckenburg bei Esperstedt, Saalekreis. Archäologie in Sachsen-Anhalt 8/16, 2016, 19-38.
O. Förtsch, Depotfund der jüngeren Bronzezit vom Kranzberge bei Kuckenburg, Kreis Querfurt. Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder 3, 1904, 33-42.
E. Paust, Kuckenburg. Vom Kult zur Burg. Schriftenreihe Museum Burg Querfurt 4 (Querfurt/Jena 2014).
K. Wagner, Studien über Siedlungsprozesse im Mittelelbe-Saale-Gebiet während der Jung- und Spätbronzezeit. Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 75, 1992, 137-253.
Beteiligte Wissenschaftler
Allgemein
Projektleitung: Prof. Dr. Peter Ettel (FSU)
Örtliche Grabungsleitung: Dr. Florian Schneider (seit 2020); Dr. Enrico Paust (bis 2019/2020)
Projektmodule Spätbronzezeit
Archäologie Kuckenburg: Dr. Enrico Paust (FSU) für Befunde bis 2020; Dr. Florian Schneider (FSU) für Befunde ab 2021
Archäologie Esperstedt (projektiert): Dr. Florian Schneider (FSU)
Genetik und Isotopie Kuckenburg und Esperstedt: Dr. Wolfgang Haak (MPI Jena), Dr. Patrick Roberts (MPI Jena), Eleftheria Orfanou M.A. (MPI Jena)
Anthropologie Kuckenburg und Esperstedt: Dr. Enrico Paust (FSU), Maike Salinger M.A. (Uniklinik Jena)
Botanik Kuckenburg: Barbara Zach M.A. (FSU/MPI)
Archäozoologie Kuckenburg: Dr. H.-V. Karl
Fördernde und mitwirkende Institutionen
- Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
- Max-Planck-Insitut für Menschheitsgeschichte Jena
- Agrarunternehmen Barnstädt eG
- Archäobotanik Labor Zach
- Burg Querfurt
- Christian Schweitzer Prospektionen
- Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie gGmbH
- FSU Jena - Insititut für Geographie - Fernerkundung
- Heinrich Holter
- Landkreis Saalekreis
- Friedrich-Schiller-Universität Jena, Nachwuchsförderung: 2017-2018
- Saalesparkasse
- Universitätsklinikum Jena - Arbeitsbereich Neuropatologie
- Universitätsklinikum Jena - Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link